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Foto (c) Bundesarchiv, B 145 Bild-P017073 / Frankl, A. / CC-BY-SA 3.0


1931 verlieh das Internationale Olympische Komitee Berlin – der deutschen Hauptstadt, die seit der Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg vom Rest der Welt isoliert war – als Symbol der Heilung die Austragung der Olympischen Sommerspiele 1936. 

Fünf Jahre später, nachdem Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt worden war und nach und nach seine antisemitische Agenda in die Tat umsetzte, standen die Olympischen Spiele 1936 immer noch auf dem Programm. Joseph Goebbels, Hitlers Propagandaminister, sprach mit dem Diktator über die einmalige Gelegenheit, Nazi-Deutschland in den Augen des Rests der Welt in ein positives Licht zu rücken und die Olympischen Spiele als Propagandaschau für die „Herrenrasse“ zu nutzen.

Die Ausrichtung der Olympischen Spiele würde Devisen einbringen und die Wirtschaft ankurbeln. Diese Möglichkeiten erregten Hitlers Aufmerksamkeit. Er ordnete den Bau des riesigen Olympiastadions in Berlin an und stellte Gelder für die Fertigstellung eines Flughafens zur Verfügung, der internationale Besucher empfangen sollte. Darüber hinaus sollten die Sommerspiele die ersten sein, die ein weltweites Publikum über das Fernsehen erreichen und bei denen auch der mittlerweile traditionelle Fackellauf stattfinden sollte.
 

Im Vorfeld der Spiele

Viele Nationen, darunter die USA, riefen zum Boykott der Olympischen Spiele in Berlin auf, weil Deutschland jüdische Sportler bereits systematisch aus Sportvereinen verbannte und Menschenrechte verletzt hatte. Am Ende blieben im Fall der Vereinigten Staaten aber nur einige jüdisch-amerikanische Sportler, darunter die Leichtathletikstars Milton Green und Norman Cahners, daheim.

 


Nazi-Deutschland präsentiert sich ‚weltoffen‘

Kurz vor Beginn der Spiele am 1. August versuchten die Nazis, dem Land ein sanfteres Aussehen zu verpassen – allerdings nur für kurze Zeit, nur für die Olympischen Spiele. Sie schwächten viele der offenkundigen öffentlichen antisemitischen Äußerungen ab. Sie entfernten Schilder, die Juden verboten, auf Parkbänken zu sitzen und öffentliche Schwimmbäder zu besuchen. Die antisemitische Zeitung „Der Stürmer“ wurde während der Olympischen Spiele nicht auf den Straßen Berlins verkauft. Gebäude wurden neu gestrichen. Die Nazis versprachen dem Internationalen Olympischen Komitee Fairplay für Athleten ungeachtet ihrer Rasse.
 

Die Spiele

Im neuen Berliner Olympiastadion fand eine aufwändige und mit viel Tamtam gefeierte Eröffnungszeremonie statt. Dies war das erste Mal, dass die Fackel als Teil eines Staffellaufs getragen wurde. Die Fackel wurde vom griechischen Olympia aus von mehr als 3.000 Läufern in zwölf Tagen nach Berlin getragen. Sie stammte vom deutschen Stahlkonzern Krupp, der auch Waffen für die Nazis herstellte.

Insgesamt nahmen an den Olympischen Spielen in Berlin vom 1. bis zum 16. August 1936 3.963 Athleten aus 49 Nationen teil und maßen sich in 129 Bewerben. Erstmals waren die Sportarten Basketball, Kanufahren und Feldhandball vertreten. Einen Rekord schrieb die 13-jährige US-Amerikanerin Marjorie Gestring, die sich Gold im Wasserspringen sicherte. Bis heute ist sie die jüngste weibliche Goldmedaillengewinnerin in der Geschichte der Olympischen Sommerspiele. Der erfolgreichste deutsche Athlet war der Kunstturner Konrad Frey mit fünf Medaillen (3x Gold, 1x Silber, 2x Bronze).

Der US-amerikanische Leichtathlet Jesse Owens wurde zum Star der Spiele. Der Afroamerikaner holte sich insgesamt viermal Gold im 100-Meter-, 200-Meter-, 4x100-Meter-Staffellauf und im Weitsprung. Mit seiner sportlichen Leistung machte er Hitlers Theorie über die arische Rassenüberlegenheit zunichte.

Am Ende konnte Deutschland den Medaillenspiegel mit insgesamt 101 Medaillen für sich entscheiden, vor den USA und Italien.
 

Im Rückblick

Die Spiele von 1936 galten im Nachhinein als die aufwändigsten Olympischen Spiele aller Zeiten. Hitler schaffte es, sein Nazi-Deutschland als weltoffen zu inszenieren. Der Erfolg der Propaganda war auf internationaler Ebene zwar begrenzt, doch im Inland hatte das Großereignis langfristige Auswirkungen auf das Vertrauen der Menschen in Hitler.

Welche Schrecken von Nazi-Deutschland nur kurze Zeit später folgen würden, konnte niemand ahnen...
 

 

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