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Die Guillotine ist eine Hinrichtungsmaschine, die vor allem in Europa unzähligen Menschen das Leben kostete. Allein während der Terrorherrschaft der Jakobiner während der Französischen Revolution sollen allein in Frankreich schätzungsweise 17.000 zu Tode Verurteilte damit enthauptet worden sein.

Wir haben 7 Fakten zusammengetragen, die sich mit der Entstehungsgeschichte und mit zum Teil skurrilen Besonderheiten befassen.

 

1. Die Wurzeln gehen bis ins Mittelalter zurück.

Der Name „Guillotine" entstand in den 1790er Jahren während der Französischen Revolution, doch ähnliche Hinrichtungsmaschinen gab es schon lange zuvor. Im Mittelalter verwendete man in Deutschland und Flandern ein Enthauptungsgerät namens "Planke", die Engländer hatten eine Schlagaxt mit dem Namen „Halifax Gibbet".

Die französische Guillotine wurde wahrscheinlich von zwei früheren Maschinen inspiriert: der „Mannaia" aus der Renaissancezeit in Italien und der berüchtigten "Schottischen Jungfrau", die zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert das Leben von etwa 120 Menschen forderte. Es gibt auch Hinweise darauf, dass primitive Guillotinen in Frankreich schon lange vor der Französischen Revolution im Einsatz waren.

 

2. Ursprünglich wurde sie als eine humanere Hinrichtungsmethode entwickelt.

Die Ursprünge der französischen Guillotine reichen bis Ende 1789 zurück, als Dr. Joseph-Ignace Guillotin vorschlug, dass die französische Regierung eine humanere Hinrichtungsmethode anwenden sollte. Obwohl er persönlich gegen die Todesstrafe war, argumentierte Guillotin, dass die Enthauptung durch eine blitzschnelle Maschine gerechter wäre als das Enthaupten mit Schwert und Axt, bei dem oft Fehler gemacht wurden. Später half er bei der Entwicklung des ersten Prototyps, einer imposanten Maschine, die vom französischen Arzt Antoine Louis entworfen und von einem deutschen Cembalobauer namens Tobias Schmidt gebaut wurde.

Die Maschine forderte ihr erstes offizielles Opfer im April 1792 und wurde schnell als „Guillotine" bekannt - sehr zum Entsetzen ihres vermeintlichen Erfinders.

 

3. Die Guillotinen-Hinrichtungen waren „Großevents“.

Während der Schreckensherrschaft Mitte der 1790er Jahre fanden Tausende „Feinde der Französischen Revolution" ihr Ende unter dem Fallbeil der Guillotine. Einige Mitglieder der Öffentlichkeit beschwerten sich zunächst darüber, dass die Maschine zu schnell und klinisch arbeitete, aber bald hatte sich der Prozess zu einer Art Unterhaltung für das Volk entwickelt. Die Menschen strömten in Massen zum Place de la Révolution, um die Hinrichtungen möglichste nahe mitzuverfolgen. Die Maschine wurde in unzähligen Liedern, Witzen und Gedichten geehrt. Zuschauer konnten Souvenirs kaufen, ein Programm mit den Namen der Opfer erwerben oder sogar in einem nahegelegenen Restaurant namens "Cabaret de la Guillotine" etwas essen.

Einige Menschen besuchten die Hinrichtungen täglich, am berühmtesten waren die "Strickerinnen " (Tricoteuses), eine Gruppe morbider Frauen, die angeblich neben dem Schafott saßen und zwischen den Enthauptungen strickten. Das Spektakel erstreckte sich sogar auf die Verurteilten selbst. Viele zum Tode Verurteilte gaben sarkastische Bemerkungen oder trotzig letzte Worte von sich, bevor sie hingerichtet wurden – andere tanzten die Stufen zum Schafott hinauf. Die Faszination für die Guillotine ließ gegen Ende des 18. Jahrhunderts nach, doch öffentliche Enthauptungen wurden in Frankreich bis 1939 fortgesetzt.

 

4. Nachbildungen waren ein beliebtes Kinderspielzeug. Und noch heute ist die Maschine Teil des Lehrplans.

In den 1790er Jahren war eine etwa 60 Zentimeter hohe Nachbildung einer Guillotine aus Holz und einer Klinge ein beliebtes Spielzeug in Frankreich. Kinder verwendeten diese voll funktionsfähigen Mini-Guillotinen, um Puppen oder sogar kleine Nagetiere zu enthaupten. Einige Städte verboten sie schließlich aus Angst, dass sie einen grausamen Einfluss hätten. Solche Guillotinen fanden auch ihren Weg auf einige Dinner-Tische der Oberschicht, wo sie als Brot- und Gemüseschneider verwendet wurden.

Da die Tötungsmaschine eine solch bedeutende Rolle in der französischen Geschichte einnimmt, lernen Kinder in der Grundschule noch heute, wie die einzelnen Teile einer Guillotine heißen.

 

 

5. Die Henker wurden zum Teil nationale Berühmtheiten.

Mit der Bekanntheit der Guillotine wuchs auch der Ruf der Henker. Sie wurden daran gemessen, wie schnell und präzise sie mehrere Enthauptungen durchführen konnten. Oft war dieser Beruf in Familien Tradition.

Im 19. und 20. Jahrhundert fiel die Rolle des Oberhenkers an Louis und Anatole Deibler, Vater und Sohn, die von 1879 bis 1939 im Amt waren. Ihre Kleidungswahl auf dem Schafott inspirierte Modetrends. Die Scharfrichter waren auch Gegenstand morbider Faszination. Nach einigen Berichten ließen sich Gangster und andere Verbrecher Tattoos mit düsteren Slogans wie "Mein Kopf geht an Deibler" stechen.

 

6. Wissenschaftler führten grausame Studien an den Köpfen der Verurteilten durch.

Bereits von Anfang an gab es Spekulationen darüber, ob die Köpfe der durch die Guillotine Enthaupteten nach dem Abschneiden noch bei Bewusstsein blieben. Ärzte baten daraufhin die Verurteilten, nach ihrer Hinrichtung zu versuchen zu blinzeln oder ein Auge offen zu lassen, um zu beweisen, dass sie sich noch bewegen konnten.

Im Jahr 1880 ließ ein Arzt namens Dassy de Lignières sogar Blut in den Kopf eines durch die Guillotine enthaupteten Kindermörders pumpen, um herauszufinden, ob er wieder zum Leben erwachen und sprechen würde. Die grauenvollen Experimente wurden im 20. Jahrhundert eingestellt, aber Studien an Ratten haben seitdem ergeben, dass die Gehirnaktivität etwa vier Sekunden nach der Enthauptung weitergehen könnte.

 

7. Die Guillotine wurde bis in die 1970er Jahre verwendet.

Die Guillotine blieb bis weit ins späte 20. Jahrhundert hinein die staatliche Methode der Todesstrafe in Frankreich. Der verurteilte Mörder Hamida Djandoubi war die letzte Person, die durch das "Nationale Rasiermesser" hingerichtet wurde, als er 1977 durch die Guillotine hingerichtet wurde. Dennoch endete die 189-jährige Herrschaft dieser Maschine offiziell erst im September 1981, als Frankreich die Todesstrafe endgültig abschaffte.

In der BRD kam es 1949 zur letzten Hinrichtung durch ein Fallbeil, in der DDR erst 1968.

 

 

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