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Eine Gruppe mafiöser Entführer, Mörder, Kredithaie und Diebe erbeuten 5,8 Millionen US-Dollar an Bargeld und Juwelen. Die meisten Beteiligten tauchen erst als Leichen wieder auf der Bildfläche auf.

 

In der Nacht des 11. Dezember 1978 stürmten sechs maskierte, bewaffnete Männer auf das Frachtgelände der Lufthansa am John F. Kennedy International Airport in New York und raubten Bargeld und Juwelen im Wert von 5,8 Millionen US-Dollar – der damals größte Raubüberfall in der Geschichte der USA. Der Coup dauerte gerade mal 64 Minuten. Kein Schuss wurde abgefeuert, niemand wurde ernsthaft verletzt.

War es das perfekte Verbrechen? Bargeld und Juwelen wurden zwar nie gefunden, doch immer wieder kamen Leute, die mit der Tat in Verbindung standen, ums Leben. Einige von ihnen wurden schier hingerichtet.

Nach einer jahrzehntelangen Untersuchung wurde nur eine Person für den Raubüberfall verurteilt. Die Geschichte der Bande, die das geschafft hat, inspirierte Martin Scorsese zu seinem Film „GoodFellas“ aus dem Jahr 1990.

 

Hill und Burke planen den großen Coup

Die Idee für den Raubüberfall stammte von dem Lufthansa-Frachtspediteur Peter Gruenwald, der seinen Plan wiederum mit seinem mit der Mafia in Kontakt stehenden Kollegen Louis Werner teilte. Gruenwald und Werner wussten von den riesigen Stapeln von Geldscheinen, die aus Deutschland eingeflogen wurden und vorübergehend im JFK-Tresor lagerten. Außerdem hatte Werner Spielschulden in Höhe von 6.000 US-Dollar – die perfekte Gelegenheit für ihn, an Cash zu kommen.

Werner wandte sich an den Buchmacher Martin Krugman und der wiederum an die Gangster Henry Hill und Jimmy Burke. Burkes Crew war dafür bekannt, vom Flughafen kommende Lastkraftwagen zu entführen und auszurauben. Paul Vario, Mitglied der furchterregenden Lucchese-Familie, wurde ebenfalls ins Boot geholt. Er war es schließlich, der grünes Licht für den Lunfthansa-Raub gab.

Während sich Hill mit den Grundrissen der Frachtlager beschäftigte und Insiderinformationen sammelte, stellte Burke die Truppe aus Entführern, Mördern, Kredithaien und Dieben zusammen, die den Raubüberfall durchziehen würden.

 

Eine Millionenbeute in 64 Minuten

Laut Gerichtsdokumenten machte Louis Werner die Diebesbande darauf aufmerksam, dass am Freitag, dem 9. Dezember, eine große Ladung Bargeld eingetroffen war und das ganze Wochenende im Frachtlager liegen würde. Am Montag, den 11. Dezember, um 3 Uhr morgens fuhren sechs Männer mit Skimasken in einem schwarzen Ford Econoline 150 vor das Lufthansa-Frachtlager. Die Crew schnitt das Vorhängeschloss des Tors mit Bolzenschneidern auf.

Nachdem sie die Mitarbeiter mit vorgehaltener Waffe in den Pausenraum getrieben hatten, zwangen die Diebe den Nachtschichtleiter, den Alarm auszuschalten und den zweitürigen Lagerraum zu öffnen, dessen Bedienung ihnen ihr Insider-Kontakt erklärt hatte. Sie schleppten vierzig Kartons mit Bargeld und Juwelen in den Transporter. Um 4:21 Uhr morgens rasten sie wieder davon. Der ganze Coup dauerte nur 64 Minuten.

Die Diebe trafen Burke und packten die Beute in die Kofferräume von zwei anderen Autos in einem Lagerhaus von John Gotti, einem Boss der Gambino-Verbrecherfamilie, die sich das Gelände mit der Familie Lucchese teilte. Gotti bot an, den schwarzen Transporter, der bei dem Überfall verwendet worden war, zu verschrotten.

 

 

Nach dem Überfall häufen sich die Leichen

Krugman, der Buchmacher, der sich als erster mit der Coup-Idee an Hill gewandt hatte, beklagte sich zu laut und zu oft darüber, dass er einen großen Teil des gestohlenen Geldes brauchte. Krugman wurde den Aussagen von Hill zufolge einen Monat nach dem Raub getötet. Seine Leiche wurde nie gefunden.

Zwei Tage nach dem Überfall fand die Polizei den schwarzen Transporter, der in Brooklyn geparkt war. Parnell Edwards, ein Mitglied von Burkes Crew, hatte es nicht geschafft, den Lieferwagen zu dem von Gotti kontrollierten Schrottplatz zu bringen. Aus Angst, der Van könnte die Polizei zu Edwards und dann zu ihm führen, entschied Burke mit Varios Segen, Edwards zu töten.

Bis zum Sommer 1979, sieben Monate nach dem Raubüberfall, hatte Burke die Hinrichtung von neun Personen durchgeführt oder angeordnet, die alle entweder am Raubüberfall beteiligt waren, das Geld gewaschen hatten oder zur falschen Zeit am falschen Ort waren.

Ende Februar wurde Werner, der Insider, als einziger in der Lufthansa-Affäre, zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt. Das verstärkte Burkes Paranoia, jemand könnte sein Schweigen brechen.

Wochen später nahm Burke seinen ehemaligen Zellengenossen Louis „Roast Beef“ Cafora, ins Visier, der mit seinem Geschäft Raubüberfallgelder wusch. Cafora wurde aufgefordert, sich ruhig zu verhalten, doch stattdessen kaufte er seiner Frau einen maßgefertigten rosafarbenen Cadillac und erzählte ihr von dem Raubüberfall und anderen Mob-Geschäften. Beide verschwanden. Ihre Leichen wurden nie gefunden.

Robert McMahon und Joe „Buddha“ Manri, beide Frachtdiebe, die für Air France am JFK arbeiteten, weigerten sich, im Austausch für Zeugenschutz mit dem FBI zusammenzuarbeiten. Kurz darauf wurden ihre Leichen in einem Auto aufgefunden.

Einen Monat später wurde die von Kugeln durchsiebte Leiche des sizilianischen Drogenhändlers Paolo LiCastri auf einem brennenden Müllberg in Brooklyn gefunden. LiCastri hatte die Machenschaften der Gambino-Verbrecherfamilie beaufsichtigt.

Weitere Opfer: Die Restaurant- und Clubbesitzer Richard Eaton und Tom Monteleone aus Florida, denen vorgeworfen wurde, aus dem Raubüberfall Bargeld abgeschöpft zu haben, das in ihren Geschäften gewaschen worden war.

Zwei weitere Beteiligte des Raubüberfalls kamen wegen Verstoßes gegen das „Mafia-Gesetzes“ ums Leben. Der Hitzkopf DeSimone, der wegen seiner beiden Pistolen mit Perlengriff den Spitznamen „Tommy Two Guns“ trug, wurde von Gotti als Vergeltung für die unerlaubte Ermordung von zwei Mitgliedern der Gambino-Verbrecherfamilie erschossen. Im Juli 1984, mehr als fünf Jahre nach dem Raubüberfall, starb ein weiterer Drogendealer der Lucchese-Familie, da er Tausende Dollar in Bargeld und Kokain gestohlen hatte.

 

Das Ende von den Drahtziehern Hill und Burke

Hill war durch Burkes abgehörtes Gespräch davon überzeugt, dass er als nächstes dran wäre. Er trat zusammen mit seiner Familie in den Zeugenschutz. Im Gegenzug verriet er Dutzende Bandenmitglieder, darunter seine Gangster-Mentoren Burke und Vario.

Burke wurde wegen Mordes an Eaton und anderer Delikte verurteilt. Vario wurde wegen Erpressung von Frachtunternehmen inhaftiert. Beide starben im Gefängnis an Lungenkrebs.

 

 

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