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An diesem Tag im Jahr 1963 wurde beinahe 4.000 West-Berlinern erlaubt, die Grenze zu Ost-Berlin zu überqueren, um Verwandte zu besuchen. Mehr als zwei Jahre zuvor war die Berliner Mauer von der DDR errichtet worden, um ihre Bürger daran zu hindern, vor dem kommunistischen Regime zu fliehen. Aufgrund einer getroffenen Vereinbarung zwischen Ost- und West-Berlin wurden schließlich über 170.000 Passierscheine an West-Berliner Bürger ausgestellt und jeder Passierschein erlaubte einen Ein-Tages-Besuch im kommunistischen Ost-Berlin. Der Tag war gezeichnet von Momenten der Schmerzlichkeit und der Propaganda. Der Bau der Berliner Mauer im August 1961 hatte Familien und Freunde getrennt. Tränen, Lachen und weitere emotionale Ausbrüche charakterisierten die Wiedersehen. Mütter und Väter sahen sich wieder, Söhne und Töchter trafen wieder aufeinander, wenn auch nur für kurze Zeit. Die Spannungen des Kalten Krieges hingen aber dennoch in der Luft. Lautsprecher in Ost-Berlin begrüßten die Besucher mit den Nachrichten, dass sie sich jetzt in der „Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik“ befänden, eine politische Teilung, die die meisten West-Deutschen nicht akzeptierten. Jedem Besucher wurde außerdem eine Broschüre gegeben, die den Bau der Mauer als „Schutz unserer Grenzen gegen feindliche Angriffe der Imperialisten“ erklärte. Die dekadente westliche Kultur, darunter „Westernfilme“ und „Gangstergeschichten“ hätten Ost-Deutschland überflutet, bevor die Mauer solche gefährlichen Entwicklungen fernhielt. Auf der West-Berliner Seite beschimpften viele Zeitungen die Besucher und nannten sie Schachfiguren der DDR-Propaganda. Die Redaktionen argumentierten, dass die Kommunisten diese schamlose Masche nutzen würden, um eine westdeutsche Anerkennung der dauerhaften Trennung von Deutschland zu erreichen. Die Besuche und die intensive Rhetorik, die diese Besuche umgab, waren eine schonungslose Erinnerung daran, dass der Kalte Krieg sehr menschliche, häufig ziemlich erhitzte, Emotionen mit sich brachte.