An diesem Tag im Jahr 1545 sank das englische Tudor-Kriegsschiff „Mary Rose“ während einer Schlacht mit französischen Galeeren vor der englischen Küste von Portsmouth.
Das Schiff hatte der englischen Marine 33 Jahre gedient und ist in vielen Schlachten gegen französische, schottische und bretonische Kriegsschiffe eingesetzt worden. Zudem erlebte es eine umfangreiche Sanierung.
Die „Mary Rose“ wurde zwischen 1509 und 1511 in Portsmouth gebaut und war eins der größten Schiffe der englischen Marine.
Sie war eins der ersten Beispiele eines speziell angefertigten Segel-Kriegsschiffs. Benannt war das Schiff nach der Lieblingsschwester von Heinrich VIII., Mary Tudor, der späteren Königin von Frankreich. Im Stil einer Karacke, eines drei- oder viermastigen Segelschiffs, war die „Mary Rose“ darauf ausgelegt auf kurze Entfernung zu kämpfen.
Sie war so gebaut, dass sie ihren Feinden nahe kam, ihre Kanonen abschoss, dann neben das Schiff des Feindes fuhr und ihre Soldaten so das feindliche Schiff im Nahkampf erobern konnten.
Im Jahr 1536 wurde sie umfangreich erneuert. Danach war die „Mary Rose“ eine 700-Tonnen-Galeone mit einer großen Anzahl an Breitseitenkanonen. Ihre Kriegsausrüstung enthielt damals 15 große Bronzekanonen, 24 schmiedeeiserne Lafetten, 52 kleinere Antipersonen-Kanonen, sowie 50 Handfeuerwaffen, 250 Langbogen, 300 Mastwaffen und 480 Pfeile, die von einer Crew von 185 Soldaten, 200 Seeleuten und 30 Kanonieren bedient wurden.
Der neue Artillerie-Schwerpunkt der Galeone spiegelte Englands Bedarf nach einer bedeutenden Kriegsflotte wider. Das Königreich musste sich gegen europäische Rivalen verteidigen, vor allem gegen die gewandten und begabten französischen Galeeren.
Am Abend des 19. Juli 1545 segelte die „Mary Rose“ aus dem Hafen von Portsmouth, um in der Seeschlacht im Solent auf eine Flotte anrückender französischer Galeeren zu treffen.
Gleich zu Beginn der Schlacht, als die „Mary Rose“ den englischen Angriff führte, lief irgendetwas schief. Eine starke Windböe kam auf und neigte das Schiff plötzlich stark nach Steuerbord: Es lief Wasser in die offenen Stückpforten. Fast augenblicklich begann die Galeone zu sinken. Es brach Chaos aus, als sich Ausrüstung, Munition, Vorräte und Lagerbehälter lockerten und über das Deck rutschten.
Für diejenigen der Crew, die nicht durch umherfliegende Sachen starben, wurde das Schiff zur Falle.
Die Enternetze, die um das Schiff gespannt waren, um den Feind vom Entern abzuhalten, hielten die eigene Mannschaft an Deck gefangen. Die „Mary Rose“ sank sehr schnell und riss fast die gesamt Crew mit sich. Man vermutet, dass mindestens 400 Crewmitglieder starben, weniger als 35 Männer konnten sich retten.
Die „Mary Rose“ lag auf dem Grund vom Solent. Beinahe 300 Jahre war sie vergessen, bis eine Gruppe von fünf Fischern im Sommer 1836 ihre Netze auf die hervorstehenden Balken auswarf.
Obwohl einige ihrer Schätze – Kanonen, Boden und Munition – gerettet werden konnten, wurde die „Mary Rose“ in ihrem Wassergrab liegen gelassen. Im Jahr 1971 wurde sie erneut wiederentdeckt und in einem der schwierigsten und teuersten Projekte der maritimen Archäologie geborgen. Tausende von wiederhergestellten Tudor-Artefakten waren die Belohnung. Sie gewährten Einblicke in das Segeln und die Kriegstechnik der damaligen Zeit.
Eine umfangreiche Kollektion der guterhaltenen Schiffartefakte wird im „Mary Rose“ Museum auf dem historischen Werftgelände in Portsmouth gezeigt.
Bild: © Peter Phipp/Travelshots.com / Alamy
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