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Angeblich auf einen Protest für das Wahlrecht von Frauen in New York im Jahr 1908 zurückzuführen, ist der Internationale Frauentag am 8. März heutzutage eine Feier der sozialen und politischen Errungenschaften von Frauen. Außerdem soll an dem Tag auf jene Bereiche hingewiesen werden, in denen es nach wie vor keine Gleichstellung der Geschlechter gibt. Zu Ehren des Tages hier einige der größten Momente der Frauenbewegung der letzten 100 Jahre.

 

Frauen bekommen ihre Stimme

Es ist eine allgemein geltende Wahrheit, dass die meisten Politiker nur auf die Menschen hören, die für sie ihre Stimme abgeben können. Jeder Kampf für Gleichberechtigung müsse daher an diesem Grundrecht ansetzen.

Als 1908 15.000 Frauen auf die Straßen New York gingen, räumten bis dahin nur wenige US-Bundesstaaten Frauen das Wahlrecht ein. Nach einer globalen Bewegung, die sich für das Frauenwahlrecht stark machte, und dem erheblichen Beitrag von Frauen während des Ersten Weltkriegs, gewährten mehrere westliche Länder Frauen in der Zwischenkriegszeit das Wahlrecht, darunter Deutschland und Österreich im Jahr 1918. Eine der wenigen Nationen, die Vorreiter war, ist Neuseeland.

Ein paar Ausnahmen waren Frankreich (1944), Griechenland (1952), die Schweiz (1971) und Liechtenstein, das 1984 schließlich seine Gesetze änderte. Die meisten lateinamerikanischen Länder hatten den Frauen in den 1950er Jahren das Wahlrecht eingeräumt. Im Dezember 2015 durften saudi-arabische Frauen endlich erstmals bei Kommunalwahlen teilnehmen. Das war zwei Jahre, bevor sie sich offiziell selbst ans Steuer eines Autos setzen durften.

 

Die Geheimwaffe der NASA

Obwohl es kein Geheimnis war, tat die NASA damals nur wenig, um die Tatsache bekannt zu machen, dass Dutzende farbiger Frauen, die zu der Zeit immer noch gezwungen waren, hinten im Bus zu sitzen und separate Toiletten zu benutzen, eine entscheidende Rolle bei ihren Operationen ab den 1940er Jahren spielten.

 

Dann kamen die 1960er Jahre

Keine Ära steht mehr für die Befreiung der Frau als die 1960er und ihre „sexuelle Revolution“. Ein Jahr nachdem drei schwarze Frauen John Glenn ins All geschickt hatten, wurde Betty Friedans Kultbuch „Der Weiblichkeitswahn oder Die Selbstbefreiung der Frau“ als die Bibel des Second-Wave-Feminismus gefeiert. In ihrer Gegenreaktion gegen den Hausfrauenkult der 1950er Jahre argumentierte Friedan, dass Frauen ohne die Freiheit, eine sinnvolle Arbeit zu finden und ihre Identität zurückzugewinnen, niemals wirklich erfüllt werden könnten.

Eine globale Bürgerrechtsbewegung durchbrach grundlegende soziale Tabus darüber, wie Frauen sich kleiden, verhalten und sexuelle Beziehungen führen sollten. Die Pille als Empfängnisverhütung, erstmals in den 1950er Jahren erfunden, war zunehmend verfügbar. Feministinnen kämpften gegen gesetzliche Einschränkungen der Abtreibung. Der Arbeitsplatz begann sich vollständig für Frauen zu öffnen, jenseits der so genannten "Rosa Kragen"-Jobs als Sekretärin, Lehrerin oder Krankenschwester. Auch die ersten Rufe nach gleichem Entgelt kamen auf.

 

1975, als Frauen in Island streikten und Würstchen ausverkauft waren

Am 24. Oktober 1975 nahmen die isländischen Frauen „den Tag frei“. Im ganzen Land erschienen 90 Prozent der Frauen nicht zur Arbeit, ließen ihre Familien für den Tag zurück und versammelten sich in den Straßen von Reykjavik zu einer großangelegten Demonstration. Von einer Teilnehmerin als „leise Revolution“ beschrieben, waren die Ergebnisse überwältigend. Islands Zeitungen waren zwar nur halb besetzt, berichteten allerdings ausschließlich über den Streik. Dieser Protest sollte Island an die Spitze der Gleichstellung der Geschlechter bringen.

Schulen, Geschäfte und Kindergärten blieben an dem Tag größtenteils geschlossen. Würstchen, einfach zu kochen und beliebt bei Kindern, waren in allen Supermärkten ausverkauft. Die Arbeitgeber kämpften mit dem Notpersonal, während dieses gleichzeitig ihre Kinder unterhalten musste, die von ihren Vätern zur Arbeit mitgebracht wurden (die den Tag den „langen Freitag“ nennen würden).

Fünf Jahre später wurde Vigdis Finnbogadottir die erste demokratisch gewählte Präsidentin in Island und der Welt. Sie diente in dem Amt bis 1996.

 

 

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#metoo, #timesup und Twitter explodieren

Es ist unmöglich, über den Internationalen Frauentag zu sprechen, ohne die Wende ausgelöst durch die #metoo-Bewegung zu erwähnen. Ein Jahrzehnt zuvor von der Aktivistin Tarana Burke geprägt, twitterte die Schauspielerin Alyssa Milano im Oktober 2017 die Worte „Me too“ („Auch ich“). Innerhalb von 3 Monaten wurde der Hashtag fast 6,5 Millionen Mal auf Twitter und Facebook verwendet. Hollywoods „Time's Up“ („Die Zeit ist um“) folgte.

Der Sturz von Harvey Weinstein im Jahr 2020 löste einen Dominoeffekt aus und entlarvte die sexuellen Skandale scheinbar unantastbare Männer, von Schauspielern über Journalisten bis hin zu hochrangigen Politikern.

 

Internationaler Frauentag – Ursprung

Kontroversen trüben die Geschichte des Internationalen Frauentages. Einer verbreiteten Version der Ursprünge des Feiertags zufolge wurde er 1907 gegründet, um an den 50. Jahrestag eines brutal niedergeschlagenen Protests der New Yorker Bekleidungs- und Textilarbeiterinnen zu erinnern. Tatsächlich deuteten Untersuchungen aus den 1980er Jahren jedoch darauf hin, dass der Ursprungsmythos in den 1950er Jahren erfunden wurde, als Teil der Bemühungen aus der Zeit des Kalten Krieges, den Internationalen Frauentag von seinen sozialistischen Wurzeln zu trennen.

Der erste Frauentag fand in den USA am 28. Februar 1909 in New York statt. Die Organisatoren, Mitglieder der Sozialistische Partei, wollten, dass er an einem Sonntag stattfindet, damit berufstätige Frauen daran teilnehmen können. Tausende von Menschen kamen zu verschiedenen Veranstaltungen.

Das Konzept eines „Frauentags“ setzte sich in Europa durch. Am 19. März 1911 – dem 40. Jahrestag der Pariser Kommune, einer radikalen sozialistischen Regierung, die 1871 kurzzeitig Frankreich regierte – wurde der erste Internationale Frauentag abgehalten, zu dem mehr als 1 Million Menschen weltweit zu Kundgebungen kamen. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Jahr 1914 kamen die meisten Versuche sozialer Reformen zum Erliegen, aber die Frauen marschierten und demonstrierten am Internationalen Frauentag weiter.

Im Jahr 1975, das als Internationales Jahr der Frau anerkannt wurde, begann die Generalversammlung der Vereinten Nationen, den 8. März als Internationalen Frauentag zu begehen. Bis 2014 wurde er in mehr als 100 Ländern gefeiert und war in mehr als 25 zu einem offiziellen Feiertag erklärt worden. Im Laufe der Jahre entfernten sich jedoch viele Feierlichkeiten zum Internationalen Frauentag von den politischen Wurzeln des Feiertags.

Eines scheint sicher, da das Weltwirtschaftsforum voraussagt, dass es weitere 170 Jahre dauern wird, bis die Gleichstellung der Geschlechter am Arbeitsplatz erreicht ist: Wir werden den 8. März wahrscheinlich noch einige Zeit feiern.

 

Foto: Demonstration in Wien, 1913

 

 

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