An diesem Tag im Jahr 1984 wurde der Grundstein für das schwerste Gebäude der Welt in Bukarest in Rumänien gelegt. Ironischerweise wurde das Haus „Casa Poporului“ oder „Haus des Volkes“ genannt. Dabei ist es eins der erschreckendsten Beispiele für selbstverherrlichende Architektur auf der Welt.
Der kommunistische Führer Nicolae Ceausescu gab den Bau in Auftrag. Es sollte die wichtigsten Staatsorgane unterbringen, ebenso wie die luxuriösen Quartiere für den stalinistischen Diktator und seine Frau. Das Gebäude hat monumentale Proportionen und wurde entworfen um die oberste Gewalt des Regimes zu demonstrieren und – noch wichtiger – die des Führers selbst.
Der Bau begann im Jahr 1983 mit einer großen Anzahl an Arbeitern, die eingestellt worden waren, um das Projekt schnell zu vollenden. Der symbolische Grundstein wurde am 25. Juni 1984 gelegt und markiert das offizielle „Geburtsdatum“ des Gebäudes.
Der rumänische Architekt Anca Petrescu leitete ein Team von ungefähr 700 Angestellten und beaufsichtigte das Projekt. Ein Großteil von Bukarests historischer Altstadt musste entfernt werden. Ceausescu mit seiner sozialistischen Vision befand den Teil für veraltet und unvereinbar. Mehr als ein Dutzend Kirchen und sechs Synagogen wurden zerstört, um Platz zu machen für den Palast. Ungefähr 30.000 Bürger Bukarests wurden dauerhaft verdrängt.
Das neoklassische Gebäude besetzte eine Fläche von 340.000 Quadratmetern und gilt flächenmäßig als das zweitgrößte Gebäude der Welt nach dem Pentagon. Es beherbergt 1.100 Räume, von denen einige die Größe eines Fußballfelds haben. Zwölf Etagen liegen über der Erde und es gibt noch mindestens sechs unterirdische Etagen.
Die eine Million Kubikmeter transsylvanischen Marmors, die bei der Erbauung gebraucht wurden, haben dem Palast den Ruf des schwersten Gebäudes der Welt eingebracht.
Das bombastische Projekt war die endgültige Manifestation von Ceausescus Hybris und führte letztendlich zu seinem Untergang. Der Bau versenkte einen riesigen Teil öffentlicher Gelder und schwächte die bereits angeschlagene Wirtschaft. Gegen Ende der 1980er Jahre konnte man in ganz Rumänien Beweise für die elende Armut sehen.
Der kostspielige Palast wurde zu einem Monument der Ungleichheit, Eitelkeit und des Exzesses und symbolisierte für die angeschlagene und verarmte Bevölkerung alles, was an Ceausescus Regime falsch war. Im Winter 1989, als der Palast beinahe fertig war, wurde er zum Mittelpunkt des wütenden Protests gegen den verhassten Führer. Ceausescu war gezwungen, aus der Hauptstadt zu fliehen.
Er wurde schnell gefasst und inhaftiert. Ein eilig einberufener Gerichtshof befand ihn und seine Frau für schuldig der Verbrechen gegen das rumänische Volk und den Staat. Es gab keinen blutlosen Übergang zur Demokratie, wie es ihn in anderen Ostblockländern gegeben hatte, als die Regime fielen: Am Morgen des 25. Dezember 1989 wurden Ceausescu und seine Frau hingerichtet.
Heute ist der Bau als Parlamentspalast bekannt und dominiert immer noch die Skyline der rumänischen Hauptstadt. Teilweise dient er noch seiner ursprünglichen Bestimmung. Beide Kammern des rumänischen Parlaments haben ihren Sitz in dem Palast und er ist der Hauptsitz vieler Staatsressorts. Seit 2004 beherbergt er das Nationale Museum für Gegenwartskunst von Bukarest.
Aber trotz seines Neustarts repräsentiert das Gebäude für viele immer noch einen Rückblick in die schlimmen Tage der Vergangenheit; eine ständige Erinnerung in der Landschaft von Bukarest an die erbitterte Tyrannei und die Unterdrückung, die das Land nur eine Generation zuvor beherrscht hat.
Bild: © Barry Lewis/In Pictures/Corbis