An diesem Tag im Jahr 1608 stellte ein unbekannter niederländischer Brillenmacher namens Hans Lipperhey einen Antrag auf ein Patent. Er wollte einen Apparat bauen, der aus Linsen und einem Rohr bestand, das dazu benutzt werden konnte „Dinge, die weit weg sind, ganz nah zu sehen“. Dabei handelte es sich um ein Fernrohr.
Historiker streiten darüber, wem die Erfindung des Fernrohrs zugesprochen werden soll. Die Geschichte hinter Lipperheys Erfindung ist sicher dehnbar, aber sie ist dafür sehr charmant. Sie lautet folgendermaßen: Zwei Kinder spielten in dem Brillenmacherladen in Middelburg im südwestlichen Holland. Sie guckten durch die Linsen auf die Wetterfahne der nahegelegenen Kirche. Durch die Ladenfenster entdeckten die Kinder, dass sie größer, sogar näher erschien, wenn sie die Linsen auf eine bestimmte Art und Weise positionierten.
Lipperhey, der ihre Begeisterung bemerkte, guckte selbst hindurch und er hatte eine zündende Idee. Die Erzählungen unterscheiden sich, aber wenn diese Version wahr ist, kann man sich die Schnelligkeit, mit der der Brillenmacher die Kinder rausscheuchte, damit er mit der Arbeit anfangen konnte, vorstellen.
Das von den Kindern inspirierte Fernrohr wird auch Linsenteleskop genannt, eine Art optisches Teleskop. Es funktioniert wie eine Kameralinse mit langem Fokus. Die äußere Objektivlinse sammelt und fokussiert gemeinsam mit dem Okular das Licht auf eine Art, wie es das menschliche Auge nicht kann, sodass entfernte Objekte nah erscheinen.
Historiker sind sich nicht sicher, ob Lipperheys ursprüngliches Fernrohr zwei konkave Linsen hatte, was bedeuten würde, dass die Wetterfahne auf dem Kopf zu sehen gewesen wäre, oder eine konkave und eine konvexe Linse, um das Bild richtig herum zu zeigen.
Wie auch immer oder ob auch immer Lipperhey das Fernrohr erfunden hat – sein Patentanspruch wurde zurückgewiesen. Als Grund wurde angegeben, dass andere Linsenmacher schon ähnliche Ansprüche gestellt hätten. Dennoch machte er Gewinn, weil die niederländische Regierung von seiner Erfindung fasziniert war.
Wichtiger war aber noch, dass viele Teile Europas aufmerksam wurden und innerhalb eines Jahres dachte sich Galileo sein stärkeres Teleskop aus, mit dem man sogar die Krater auf dem Mond sehen konnte. Einer dieser Krater ist übrigens nach Lipperhey benannt.
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