An diesem Tag im Jahr 1902 zeigte sich erneut die Genialität und Fortschrittlichkeit der alten Griechen. Denn an diesem Tag wurde der Mechanismus von Antikythera entdeckt, eine antike Rechenmaschine. Der Mechanismus lag vermutlich mehr als 2.000 Jahre auf dem Meeresboden der Ägäis. Er befand sich auf einem unglückseligen Frachtschiff, das vor der griechischen Insel Antikythera im ersten Jahrhundert vor Christus sank.
Das Wrack des heimgesuchten Schiffes wurde 1900 von Tauchern entdeckt, die Schwämme sammelten. Sofort war klar, dass der Fund große historische Bedeutung hatte. In den folgenden Monaten hob man fast alle Überreste aus dem Meer und brachte sie zur Untersuchung in das Archäologische Nationalmuseum.
Dass sich der Mechanismus unter den Fundstücken befand, war nicht sofort klar und es dauerte bis 1902, dass er dem Archäologen Valerios Stais auffiel, als er die geretteten Gegenstände durchsah.
Die anfänglichen Reaktionen auf den Mechanismus waren nicht besonders wohlwollend. Die offenkundige Komplexität war so auffallend, dass man glaubte, der Mechanismus habe nichts mit den anderen Funden zu tun und dass er sich nur zufällig unter die Teile des Antikythera-Wracks verirrt habe.
Stais glaubte zwar, dass es sich bei dem Mechanismus um eine Art astronomische Uhr handelte, aber eine genaue Untersuchung des Mechanismus verzögerte sich und für Jahrzehnte blieb er vergessen.
Er kam erst wieder im Jahr 1951 ans Licht, als der englische Wissenschaftler und Experimentalphysiker Derek de Solla Price sich dem Mechanismus in seiner Recherche widmete. Er sammelte alle Teile des Mechanismus, die gerettet worden waren und rekonstruierte in mühevoller Kleinarbeit so viel von der Maschine wie möglich.
Seine Arbeit bestätigte Stais’ Vermutungen 50 Jahre zuvor: Die komplexe, bronzene Konstruktion aus Scheiben, Zahnrädern und Rädchen war ein mathematisches Instrument, das die Mondzyklen und Planetenbewegungen berechnen und aufzeichnen konnte. Im Wesentlichen war das fußhohe Gefüge ein hochentwickelter antiker Computer.
Die Komplexität des Mechanismus erstaunte die Wissenschaftler. Analysen der Steine und Ablagerungen, die den Mechanismus bei seiner Entdeckung umgeben hatten, zeigten, dass der Mechanismus tatsächlich so alt war wie die anderen Fundstücke und ungefähr aus dem 2. Jahrhundert vor Christus stammte. Noch nie zuvor war etwas von solcher Komplexität aus diesem Zeitraum gefunden worden.
Der Mechanismus zeigt ein Niveau technischer Fähigkeit, das man für die damalige Zeit nicht für möglich gehalten hatte und das erst Tausende von Jahren später bei westeuropäischen Uhrmachern wieder zu sehen war. Es zwang Forscher und Historiker dazu, ihre Gedanken über das Niveau der technischen Fortschritte im alten Griechenland neu zu bewerten.
Bis heute wird der Mechanismus weiter im Antikythera Mechanism Research Project untersucht. Fragmente des Mechanismus können im Archäologischen Nationalmuseum in Athen bewundert werden. Eine beeindruckende Sammlung funktionierender Modelle des Mechanismus’ sind ebenfalls ausgestellt.
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