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Eine Pandemie bezeichnet eine Infektionskrankheit mit oftmals hohen Fallzahlen. Wenn sich eine Epidemie über die Grenzen eines Landes hinaus ausbreitet, wird eine Krankheit offiziell zu einer Pandemie.

Schon als der Mensch als Jäger und Sammler ums Überleben kämpfte, gab es übertragbare Krankheiten. Die Entwicklung hin zum Ackerbau vor 10.000 Jahren schuf Gemeinschaften, die Epidemien ermöglichten. Malaria, Tuberkulose, Lepra, Influenza, Pocken und andere Erkrankungen traten erstmals in dieser Zeit auf.

Je zivilisierter der Mensch wurde, indem er Städte baute, Kriege führte und Handelswege schuf, desto wahrscheinlicher wurden Pandemien. Hier findet ihr eine Zeitleiste an Pandemien, die die Geschichte der Menschheit prägten.

 

430 v. Chr.: Athen

Die früheste aufgezeichnete Pandemie ereignete sich während des Peloponnesischen Kriegs. Nachdem die Krankheit durch Libyen, Äthiopien und Ägypten gezogen war, überquerte sie die Mauern Athens, als die Spartaner die Stadt belagerten. Zwei Drittel der Bevölkerung starben.

Zu den Symptomen zählten Fieber, Durst, ein blutiger Hals- und Mundraum, gerötete Haut und Läsionen. Die Krankheit, die sehr nach Typhus klingt, schwächte die Bewohner Athens erheblich und war ein wesentlicher Faktor für ihre Niederlage gegen die Spartaner.

 

165 n. Chr.: Antoninische Pest

Die Antoninische Pest war möglicherweise ein frühes Auftreten von Pocken, die ihren Ursprung bei den Hunnen nahm. Die Hunnen infizierten die Germanen, die es wiederum an die Römer weitergaben. Diese verbreiteten es dann durch zurückkehrende Truppen im gesamten Römischen Reich. Zu den Symptomen gehörten Fieber, Halsschmerzen, Durchfall und, wenn der Patient das alles überlebte, mit Eiter gefüllte Wunden. Diese Pest hielt bis etwa 180 n. Chr. an. Es wird behauptet, Kaiser Mark Aurel sei daran gestorben.

 

250 n. Chr.: Pest von Zypern

Die nach dem ersten bekannten Opfer, dem christlichen Bischof von Karthago, benannte zyprische Pest hatte Durchfall, Erbrechen, Halsgeschwüre, Fieber und Verwesung von Händen und Füßen zur Folge.

Stadtbewohner flohen aufs Land, um einer Infektion zu entgehen, verbreiteten aber dadurch die Krankheit auch dort. Die Pest soll sich ihren Weg von Äthiopien aus durch Nordafrika nach Rom und weiter hoch in den Norden gebahnt haben.

In den folgenden drei Jahrhunderten kam es immer wieder zu Ausbrüchen. 444 n. Chr. traf die Krankheit Großbritannien, wo sie die Verteidigungsbemühungen gegen die Pikten und Schotten behinderte, was die Briten dazu veranlasste, Hilfe von den Sachsen zu suchen, die bald die Insel kontrollieren würden.

 

541 n. Chr .: Justinianische Pest

Die Justinianische Pest, die zunächst in Ägypten auftrat, verbreitete sich in Palästina, im Byzantinischen Reich und dann im gesamten Mittelmeerraum.

Die Pest behindete die Pläne von Kaiser Justinian I., das Römische Reich wieder zusammenzubringen, und verursachte weitreichende wirtschaftliche Kämpfe. Die Krankheit soll zu apokalyptischen Bedingungen geführt haben, die die rasche Verbreitung des Christentums begünstigten.

Erneute Ausbrüche in den nächsten zwei Jahrhunderten töteten am Ende etwa 50 Millionen Menschen, 26 Prozent der Weltbevölkerung. Es wird angenommen, dass es das erste signifikante Auftreten der Beulenpest war, die zu einer vergrößerten Lymphdrüse führt und von Ratten und Flöhen verbreitet wird.

 

11. Jahrhundert: Lepra

Obwohl die Krankheit schon seit Ewigkeiten existierte, entwickelte sich Lepra erst im Mittelalter zu einer europaweiten Pandemie, was zum Bau zahlreicher auf Lepra ausgerichteter Krankenhäuser führte, in denen die große Zahl an Infizierten untergebracht werden konnte.

Lepra, eine sich langsam entwickelnde bakterielle Krankheit, die Wunden und Missbildungen verursacht, wurde als Strafe Gottes angesehen. Dieser Glaube führte zu moralischen Urteilen und zur Ausgrenzung von Opfern. Heute als Hansen-Krankheit bekannt, sind immer noch Zehntausende Menschen pro Jahr davon betroffen. Wenn Betroffene nicht mit Antibiotika behandelt werden, kann eine Infektion nach wie vor tödlich enden.

 

1350: Der schwarze Tod

Dieser zweite große Ausbruch der Beulenpest, der für den Tod von einem Drittel der Weltbevölkerung verantwortlich war, begann wahrscheinlich in Asien und zog durch Reisende in den Westen. Als Pestkranke 1347 n. Chr. im Hafen von Messina in Sizilien ankamen, verbreitete sich die Infektion rasch in ganz Europa. Es gab so viele Tote, dass die Leichen vielerorts nicht mehr entsorgt werden konnten und so mitten in den Städten verrotteten. Es bildete sich ein dauerhafter Gestank.

England und Frankreich waren durch die Pest dermaßen betroffen, dass die Länder einen Waffenstillstand inmitten des Krieges forderten. Das britische Feudalsystem brach zusammen, als die Pest das Wirtschaftssystem und die Demografie veränderte. Die Wikinger, die gerade in Grönland wüteten, verloren durch den Ausbruch der Krankheit in ihren Reihen die Kraft, gegen einheimische Bevölkerungsgruppen zu kämpfen. Ihre Erkundung Nordamerikas wurde eingestellt.

 

1492: Ausbreitung durch Christoph Kolumbus

Nach der Ankunft der Spanier in der Karibik wurden Krankheiten wie die Pocken, Masern und Beulenpest von den Europäern mitgebracht. Die Infektionen trafen die Ureinwohner vollkommen unvorbereitet und führten dazu, dass bis zu 90 Prozent der Zugehörigen indigener Völker verstarben.

Bei seiner Ankunft auf der Insel Hispaniola lernte Christoph Kolumbus den Stamm der Taino kennen, dem zu dem Zeitpunkt 60.000 Einheimische zugehörig waren. Bis 1548 umfasste die Gruppe weniger als 500 Menschen. Dieses Szenario wiederholte sich in ganz Amerika.

1520 wurde das Aztekenreich durch eine Pockeninfektion zerstört. Die Krankheit tötete viele Infizierte und machte andere arbeitsunfähig. Es schwächte die Bevölkerung dermaßen, dass sie den spanischen Kolonialherren nichts entgegenstellen konnten. Die Bauern waren nicht mehr in der Lage, die benötigten Pflanzen zu produzieren.

Untersuchungen aus dem Jahr 2019 kamen sogar zu dem Schluss, dass der Tod von 56 Millionen amerikanischen Ureinwohnern im 16. und 17. Jahrhundert das Erdklima verändert haben könnte. Das Vegetationswachstum auf zuvor bestelltem Boden soll mehr CO2 aus der Atmosphäre gezogen und zu einer Abkühlung geführt haben.

 

 

1665: Die große Pest von London

Der Anstieg der Todesfälle während der Großen Pest von London in den Jahren 1665 und 1666 im Süden Englands war enorm. In einem weiteren verheerenden Ausbruch führte die Beulenpest zum Tod von 20 Prozent der Londoner Bevölkerung. Als die Zahl der Todesopfer stieg und Massengräber geschaffen werden mussten, wurden Hunderttausende Katzen und Hunden als mögliche Überträger geschlachtet. Die Krankheit breitete sich in den Häfen entlang der Themse aus. Die Schwere des Ausbruchs ließ im Herbst 1666 nach, womöglich als Folge eines anderen zerstörerischen Ereignisses: dem Großen Feuer von London, das im September 1666 einen Großteil der Stadt zerstörte.

 

1817: Erste Cholera-Pandemie

Diese Welle der Infektion war die erste von sieben Cholera-Pandemien in den darauffolgenden 150 Jahren. Die Krankheit hatte ihren Ursprung in Russland, wo eine Million Menschen an den Folgen einer Infektion starben. Das Bakterium breitete sich in mit Kot verunreinigtem Wasser und Nahrungsmitteln aus und wurde an britische Soldaten weitergegeben, die es nach Indien brachten, wo weitere Millionen Menschen daran starben. Die Größe des British Empires und seiner Marine verbreitete die Cholera nach Spanien, Afrika, Indonesien, China, Japan, Italien, Deutschland und Amerika, wo 150.000 Menschen an einer Infektion starben. Ein Impfstoff wurde 1885 gefunden, doch die Pandemien gingen weiter.

 

1855: Die dritte Pestpandemie

Der dritte Ausbruch der Beulenpest begann in China und zog weiter nach Indien und Hongkong. Er forderte 15 Millionen Opfer. Ursprünglich während eines Bergbau-Booms in der chinesischen Provinz Yunnan durch Flöhe verbreitet, wird die Pest als möglicher Grund für den Parthay-Aufstand und den Taiping-Aufstand angesehen. Indien war mit der größten Anzahl an Opfern konfrontiert. Die Epidemie wurde als Ausrede für eine repressive Politik genutzt, die einen Aufstand gegen die Briten auslöste. Die Pandemie galt bis ins Jahr 1960 als aktiv.

 

1875: Masern-Pandemie in Fidschi

Nachdem Fidschi dem britischen Empire angeschlossen wurde, besuchte eine königliche Garde Australien als Geschenk von Königin Victoria. Als die Reisenden während eines Masernausbruchs ankamen, brachten sie die Krankheit zurück auf ihre Insel. Sie wurde von den Stammesoberhäuptern und der Polizei, die sich bei ihrer Rückkehr mit ihnen traf, weiterverbreitet.

Die Insel war bald von Leichen übersät, die wiederum von wilden Tieren gefressen wurden. Ganze Dörfer wurden ausgerottet und niedergebrannt – manchmal zusammen mit den Infizierten, die in den Feuern gefangen waren. Ein Drittel der Bevölkerung Fidschis, insgesamt 40.000 Menschen, starb.

 

1889: Russische Grippe

Die erste bedeutende Grippepandemie zog von Sibirien und Kasachstan nach Moskau und gelangte weiter nach Finnland und Polen, wo sie sich über ganz Europa verbreitete. Im folgenden Jahr hatte sie den Ozean nach Nordamerika und Afrika überquert. Bis Ende 1890 waren 360.000 Menschen daran verstorben.

 

1918: Spanische Grippe

Die von Vögeln übertragene Grippe führte weltweit zu bis zu 50 Millionen Todesfällen. Die Grippe von 1918 brach zuerst in Europa, den USA und Teilen Asiens auf, bevor sie sich auf der ganzen Welt ausbreitete. Zu diesem Zeitpunkt gab es keine wirksamen Medikamente oder Impfstoffe zur Behandlung dieses tödlichen Grippestamms. Berichte über einen Grippeausbruch in Madrid im Frühjahr 1918 führten dazu, dass die Pandemie als Spanische Grippe bezeichnet wurde.

Die Bedrohung durch die Spanische Grippe verschwand im Sommer 1919, als die meisten Infizierten entweder Immunität entwickelt hatten oder an der Infektion verstorben waren.

 

1957: Asiatische Grippe

Die Asiatische Grippe nahm ihren Ursprung in Hongkong und in ganz China. Sie verbreitete sich in den Vereinigten Staaten und England, wo in einem Zeitraum von sechs Monaten 14.000 Menschen daran starben. Anfang 1958 folgte eine zweite Welle, die weltweit schätzungsweise 1,1 Millionen Todesfälle verursachte. Es wurde ein Impfstoff entwickelt, der die Pandemie eindämmte.

 

1981: HIV / AIDS

AIDS wurde 1981 erstmals bekannt. Das Virus zerstört das Immunsystem einer Person, was schließlich zum Tod durch Krankheiten führt, die ein gesunder Körper abwehren könnte. Diejenigen, die mit dem HIV-Virus infiziert sind, leiden bei einer Infektion oft an Fieber, Kopfschmerzen und vergrößerten Lymphknoten. Wenn diese Symptome nachlassen, werden Blut und Genitalflüssigkeit hochinfektiös und die T-Zellen werden zerstört.

AIDS trat erstmals in amerikanischen Gay Communities auf, soll jedoch bereits in den 1920er-Jahren bei einer Schimpansenpopulation in Kamerun aufgetreten sein. Die Krankheit, die sich über bestimmte Körperflüssigkeiten ausbreitet, zog in den 1960er-Jahren nach Haiti und in den 1970er-Jahren nach New York und San Francisco.

Es wurden Behandlungen entwickelt, um das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen. Seit der Entdeckung sind weltweit 35 Millionen Menschen an AIDS gestorben. Eine Heilung gibt es noch nicht.

 

2003: SARS

Es wird angenommen, dass SARS (Schweres Akutes Respiratorisches Syndrom), das 2003 erstmals identifiziert wurde, seinen Ursprung möglicherweise bei Fledermäusen gefunden hat, wodurch es sich in China auf Katzen und dann auf Menschen ausbreitete. Knapp 800 Menschen starben infolge einer Infektion.

Symptome einer SARS-Infektion sind Atemprobleme, trockener Husten, Fieber sowie Kopf- und Gliederschmerzen. Die Verbreitung erfolgt hauptächlich durch eine Tröpfcheninfektion.

Quarantänemaßnahmen erwiesen sich als wirksam und bis Juli war das Virus eingedämmt und seitdem nicht mehr aufgetreten. China wurde dafür kritisiert, zu Beginn des Ausbruchs versucht zu haben, Informationen über das Virus zurückzuhalten.

SARS wurde von globalen Gesundheitsexperten als Weckruf zur Verbesserung des Pandemieschutzes angesehen. Lehren aus der Pandemie wurden dazu genutzt, um Krankheiten wie H1N1 (Schweinegrippe), Ebola und Zika unter Kontrolle zu bringen.

 

2019: COVID-19, Coronavirus

Am 11. März 2020 gab die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bekannt, dass COVID-19 offiziell eine Pandemie darstellt, nachdem es in nur drei Monaten 114 Länder erreicht, und über 118.000 Menschen infiziert hatte. Die Verbreitung war zu dem Zeitpunkt noch lange nicht abgeschlossen.

COVID-19 wird durch ein neuartiges Coronavirus verursacht – einen neuen Coronavirus-Stamm, der bisher bei Menschen nicht aufgetreten war. Gängige Symptome sind Atemprobleme, Fieber und Husten. Das Virus kann zu einer Lungenentzündung und zum Tod führen. Wie SARS verbreitet es sich durch eine Tröpfcheninfektion.

Zum ersten gemeldeten Fall in China kam es am 17. November 2019 in der Provinz Hubei. Acht weitere Fälle traten im Dezember auf, wobei Forscher auf ein unbekanntes Virus hinwiesen.

Viele erfuhren erst von COVID-19, als der Augenarzt Dr. Li Wenliang sich den Anweisungen der Regierung widersetzte und Sicherheitsinformationen an andere Ärzte weitergab. Am folgenden Tag informierte China die WHO und beschuldigte Li eines Verbrechens. Li starb etwas mehr als einen Monat später an COVID-19.

Ohne einen Impfstoff verbreitete sich das Virus über die chinesischen Grenzen hinaus in nahezu alle Länder der Welt. Bis Dezember 2020 hatte es mehr als 75 Millionen Menschen infiziert und weltweit zu mehr als 1,6 Millionen Todesfällen geführt. Die Zahl der Neuerkrankungen wuchs schneller als je zuvor. Durchschnittlich wurden täglich mehr als 500.000 Fälle gemeldet.

Seit Ende Dezember 2020 werden auch in der EU die Menschen gegen das Coronavirus geimpft.