Am 4. Juni des Jahres 278 vor Christus ertränkte sich der chinesische Poet und Regierungsbeamte Qu Yuan im Fluss Miluo. Dieser rituelle Selbstmord war ein Protest gegen die Korruption, die China in dieser Zeit plagte. An seine Tat erinnert heute das chinesische Drachenbootfest.
Yuan wurde während der Periode der Streitenden Reiche in eine aristokratische Familie im Chu-Reich hineingeboren. Das Chu-Reich lag im heutigen Kreis Zigui in der Provinz Hubei. Yuan stammte von einem Zweig des königlichen Chu-Clans ab und hatte unmittelbaren Zugang zum Hof.
Unter Huai repräsentierte Yuan die progressiven Ideale des Hofes und führte eine Reihe von politischen Reformen durch. Er diente als oberster Assistent von König Huai von Chu. Er plante ein strenges juristisches System und erweiterte die politischen und wirtschaftlichen Möglichkeiten von Chus Bürgern, sehr zur Enttäuschung der dekadenten Aristokratie des Königreichs.
Am vielleicht wichtigsten war aber Yuans Hilfe, eine Allianz mit anderen chinesischen Königreichen gegen das hegemonistische Qin-Reich zu formen, das damit drohte, alle anderen Reiche zu beherrschen. So sah der Herrscher von Qin das Chu-Reich als vordersten Gegner an und plante deswegen die Verwaltung von König Huai zu untergraben. Er begann dabei mit seinem vertrauten Berater Yuan.
Der Qin-Herrscher sandte seinen Vertreter, um einen Bruder und eine Konkubine von König Huai zu bestechen, die beide auf Yuans Autorität neidisch waren. Die beiden streuten Lügen über Yuan an den König, der seinen ersten Berater ins Exil schickte.
Niedergeschlagen und deprimiert wanderte Yuan durch die chinesische Landschaft und ließ sich Gedichte über sein Land und dessen Leute einfallen. Während dieser Zeit gestaltete er alte chinesische Volksgedichte um und drückte seine leidenschaftliche Liebe für sein Land aus. Dabei entstanden einige der besten Dichtungen der chinesischen Literatur.
Im Jahr 278 vor Christus erreichten Yuan Nachrichten, dass die Qin-Armee die Chu-Hauptstadt eingenommen hatte. Yuan war tief getroffen von den Nachrichten und schrieb ein langes Klagegedicht.
Dann watete er in den Fluss Miluo. Er hielt einen großen Stein in der Hand, um sich selbst zu ertränken. Dieser Akt des rituellen Selbstmords war seine Form des Protestes gegen die Korruption von Qin.
Als sie von seinem Selbstmord hörten, eilten die Menschen von Chu mit Booten zum Fluss, um ihren verehrten Obersten zu ergreifen, doch sie konnten seinen Körper nicht finden. Damit seine Leiche nicht von Fischen gegessen würde, schlugen sie mit ihren Paddeln auf das Wasser und warfen in Seide gewickelte Reis-Teigtaschen in den Fluss.
Heute wird immer am fünften Tag des fünften Mondmonats – dem Jahrestag von Yuans Tod – ein Bootrennen mit Drachenbooten veranstaltet, zu Ehren von Chinas größtem Volksdichter. In diesem Jahr fällt das Fest auf den 9. Juni.
Bild: © TAO Images Limited / Alamy