Fritz von Opel, der Enkel des Automobil-Industriellen und Gründer von Opel, Adam Opel, war der erste Mensch, der ein Raketenflugzeug flog. Und zwar an diesem Tag im Jahr 1929.
Fritz von Opel arbeitete als Direktor der Testabteilung und als Direktor der Werbeabteilung für Opel. Durch letztere Arbeit war er an einer Serie immer ausgefallenerer Raketen-angetriebener Werbestunts beteiligt, die gegen Ende der 1920er Jahre begannen, anfangs mit Autos und später dann mit Flugzeugen.
Am 15. März machte von Opel eine Testfahrt im ersten mit Raketenkraft angetriebenen Auto der Welt: dem Opel-RAK 1. Innerhalb dieses futuristischen Transportmittels erreichte er eine (wenig beeindruckende) Höchstgeschwindigkeit von nur 75 Kilometern pro Stunde. Danach gab er direkt die Produktion eines verbesserten Folgemodells, dem RAK 2, in Auftrag, der von nicht weniger als 24 stabilen Raketen angetrieben wurde.
Am 23. Mail desgleichen Jahres machte er eine Testfahrt mit diesem verbesserten Raketenauto und dieses Mal erreichte er eine wesentlich höhere Geschwindigkeit von 230 Kilometern pro Stunde. Daraufhin unternahm er einen überraschenden Kurswechsel und wandte seine Aufmerksamkeit dem Himmel zu. In diesem Sommer kaufte Opel ein Segelflugzeug, die Ente, von dem Flugzeugkonstrukteur Alexander Lippisch. Daran ließ er eine Reihe von Raketenmotoren anbringen.
Am 11. Juni 1928 wurde das erste Raketenflugzeug der Welt vorgeführt und die frühen Testphasen begannen sofort. Leider explodierte die Ente schon bei ihrem zweiten Flug. Ein ähnliches Schicksal hatte das raketenbetriebene RAK 3 Schienenfahrzeug, bevor von Opel selbst die Gelegenheit hatte, es zu steuern. Unverzagt gab er ein weiteres Raketen-angetriebenes Flugzeug beim deutschen Flugzeughersteller Julius Hatry in Auftrag. Und so flog von Opel am 30. September 1929 in Frankfurt am Main das erste Raketenflugzeug der Geschichte.
Fritz von Opel wurde der Beiname „Raketenfritz“ gegeben aufgrund dieser spektakulären Shows voller Raketenantrieb und Tollkühnheit, die zu dem ersten bemannten Raketenflug führten. Obwohl seine Erfindungen dem Familienunternehmen beachtliche öffentliche Aufmerksamkeit hätten verschaffen können, fanden sie keinen großen Anklang. Alexander Lippisch (der Mann, der von Opel sein erstes Segelflugzeug verkaufte) erfand die deutsche Messerschmitt Me 163 Komet – das einzige raketenangetriebene Kampfflugzeug, das tatsächlich im Krieg eingesetzt wurde, aber diese wurden ebenfalls für unpopulär befunden.
Obwohl über 300 Kometen im Zweiten Weltkrieg für die Luftwaffe konstruiert wurden, stürzten sie oft ab und waren dafür verantwortlich, insgesamt neun verbündete Flugzeuge herunterzuholen, und deshalb wurden keine Raketenflugzeuge mehr eingesetzt.
Bild: ©Letec magazine, November 1929