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An diesem Tag im Jahr 1960 erreichte das U-Boot „Trieste“ als erstes und einziges bemanntes Fahrzeug den tiefsten Punkt unseres Planeten. Dabei handelt es sich um den Marianengraben am Fuß des Challengertiefs in der Nähe der Insel Guam. Die „Trieste“ war ein in der Schweiz entworfenes und in Italien gebautes Forschungs-U-Boot.

Der Schweizer Wissenschaftler Auguste Picard entwarf die „Trieste“. Das U-Boot bestand aus einer großen, mit Benzin gefüllten, Blechkammer als Auftriebskörper. Außerdem besaß die „Trieste“ einen separaten, unter Druck stehenden kugelförmigen Raum, der gerade groß genug für zwei Personen und für Beobachtungs- und Erkundungszwecke gedacht war. Der Raum war mit einem einzelnen, kegelförmigen Block aus Plexiglas ausgestattet, dem einzigen transparenten Material, das dem Tiefseedruck standhalten kann. Das gesamte Boot war ungefähr 18 Meter lang und verdrängte 50 Tonnen.

Obwohl sie zuerst in Italien gebaut und zu Wasser gelassen und dann von der französischen Marine betrieben wurde, erwarb die amerikanische Marine die „Trieste“ im Jahr 1958 für 250.000 Dollar. Am 5. Oktober 1959 legte sie in Richtung Guam ab, um an dem Projekt Nekton teilzunehmen, einer Serie von Tieftauchgängen im Marianengraben.

Am 23. Januar 1960 begann die „Trieste“ ihren historischen Tauchgang. An Bord befanden sich der Tiefseefahrer Jacques Piccard (Sohn des Designers Auguste Picard) und US-Marineleutnant Don Walsh. Das U-Boot sank 0,9 Meter pro Sekunde ab. Nach circa 9.000 Metern zerbrach eines der Plexiglasfenster und das Boot mit den Männern wurde durchgeschüttelt. Nach vier Stunden und 48 Minuten in dunkler Stille erreichte die „Trieste“ den Boden des Ozeans im Challengertief, bei einer Tiefe von 10.916 Metern, am tiefsten Punkt des Marianengrabens.

Die Temperatur in der Kabine lag am Grund bei kühlen 7 Grad Celsius. Die Männer aßen Schokoriegel und Nüsse als Nahrung, sie schauten durch das Guckloch und kommunizierten über ein sonares Horchgerätsystem mit dem Schiff an der Oberfläche. Mit Hilfe des Schifflichts sahen sie dunkelbraunen Diatomeenschlamm, der den Meeresboden bedeckte.

Sie beobachteten Krabben und einige Fische, die Flundern und Seezungen ähnlich sahen. Offensichtlich gibt es also Lebensformen, die dem heftigen Tiefseedruck standhalten können. Nach 20 Minuten auf dem Meeresgrund begann die „Trieste“ mit ihrem Aufstieg. Nach drei Stunden und 15 Minuten erreichten die Männer sicher die Oberfläche des Ozeans.

Seit dem historischen Tauchgang der „Trieste“ ist kein bemanntes U-Boot in das Challengertief zurückgekehrt. Somit sind Piccard und Walsh die einzigen Menschen überhaupt, die den tiefsten Punkt unseres Planeten gesehen haben.

Über die Jahre wurde die „Trieste“ immer wieder umgestaltet, sodass kaum noch Originalteile an ihr zu finden sind. Trotzdem ist sie, zusammen mit einer Rolex „Deep Sea Special“, die am 23. Januar mitgetaucht ist und immer noch die richtige Zeit anzeigt, im National Museum der US-Marine im Washington Navy Yard ausgestellt.

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