UFO-Sichtungen in Deutschland

Interview mit André Kramer

 

Auch in Deutschland kommt es regelmäßig zu vermeintlichen UFO-Sichtungen. Die Gesellschaft zur Erforschung des UFO-Phänomens e. V. (kurz GEP) hat sich zum Ziel gemacht, solche Meldungen wissenschaftlich zu untersuchen. Wir haben André Kramer, Pressesprecher des Vereins, zum Interview getroffen.

 

Wie kamen Sie auf die Idee, sich mit der Erforschung von UFO-Sichtungen zu befassen? Hatten Sie vielleicht selbst schon eine extraterrestrische Begegnung?

Mein Interesse an der UFO-Thematik rührt aus meiner Jugend. Damals war meine Erwartungshaltung etwas naiver. Inzwischen bin ich da wesentlich nüchterner, aber noch immer sehr begeistert bei der Sache. Eine Begegnung extraterrestrischer Art hatte ich aber nie.

Wie viele UFO-Sichtungen und Entführungsmeldungen gehen bei Ihnen ein? Welche Menschen stecken dahinter?

Insgesamt haben wir mehr als 3000 UFO-Sichtungen untersucht. Jährlich gehen mehr als 100 Meldungen bei uns ein, wobei die Zahlen durchaus schwanken. Oft sind es konventionelle Stimuli, die die Zahlen steigen lassen, etwa die Himmelslaternen vor zehn Jahren.

Entführungsgeschichten werden eher selten gemeldet. Derartige Fälle bearbeite in der Regel ich, da ich mich diesem Thema schon in meiner Abschlussarbeit im Studium gewidmet habe.

Wie viel Arbeit bringt die Erforschung einer Sichtung mit sich?

Das hängt von der Komplexität des Falls ab. Einfache Sichtungen lassen sich oft schnell lösen, komplexere Sichtungen erfordern einen höheren Aufwand, der sich auch schon mal über Wochen hinziehen kann.

Wie läuft so eine wissenschaftliche Analyse einer Sichtung ab?

Man muss immer zwei Perspektiven betrachten. Die eine ist die subjektzentrierte Perspektive. Man interviewt den Zeugen, versucht seine Glaubwürdigkeit und Beobachtungsgabe zu prüfen – ist die Geschichte stimmig? Hat die Person vielleicht bereits Vorerfahrungen auf dem Gebiet und neigt deshalb zur Überinterpretation?

Die zweite Perspektive ist die objektzentrierte. Was genau beschreibt der/die Zeuge/in? Kennen wir Stimuli, die ein beschriebenes Erscheinungsbild aufweisen? Bei dem Verdacht, es könne sich um ein Flugzeug gehandelt haben, prüfen wir zum Beispiel den Flugverkehr zu dieser Zeit in der Region. War vielleicht die ISS in dem Gebiet sichtbar? Waren bestimmte Sterne auffällig zu sehen? Gab es in der Nähe eine Feier, bei der vielleicht Ballons steigen gelassen wurden? Das sind alles Fragen, die man sich stellen muss.

Bei so genannten UFO-Entführungen geht es oft nicht darum, primär zu erklären, was Betroffene erlebt haben – häufig handelt es sich um hypnagoge Halluzinationen oder hypnosegenerierte falsche Erinnerungen – sondern darum, den Menschen psychosoziale Hilfe zu leisten. Genau deshalb sind derartige Fälle oft sehr aufwendig. 

Wie lassen sich vermeintliche UFO-Sichtungen erklären? Was steckt oft dahinter?

Wie bereits geschildert, sind es oft Flugzeuge, Ballons, Sterne, Planeten, die ISS, Boliden usw. Bei Fotofällen haben wir es oft mit Linsenreflexionen, Vögeln, Insekten oder Folienballons zu tun.

Konnten Sie eine Sichtung bzw. Entführung bereits wissenschaftlich belegen? Wenn ja, könnten Sie den Fall schildern?

Wir können nur zu dem Schluss kommen, eine Sichtung nicht erklären zu können. Was sich dann womöglich hinter diesen Sichtungen verbirgt, wissen wir nicht. Mit Spekulationen über Außerirdische oder ähnliches halten wir uns zurück.

Gibt es einen Fall, der Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist? Vielleicht einer, den Sie sich bis heute nicht erklären können?

Die GEP konnte eine Reihe von Sichtungen nicht erklären. Darunter waren auch einige spektakuläre "Nahbegegnungen". Etwa 1976 meldeten zwei Polizisten die Sichtung eines großen scheibenförmigen Objekts. Es soll bodennah über ein Feld geschwebt sein. Die Polizisten nahmen dies in ihren Dienstbericht auf.

In den 90er-Jahren kollidierte ein Bundeswehrarzt auf dem Weg zu einem Einsatz in einem Hubschrauber fast mit einer grünen Kugel, die auf den Helikopter zuflog, im letzten Moment auswich und diesen eine Zeit lang verfolgte.

In einem anderen spektakulären Fall erschien in den Alpen ein Objekt im Gebirge, das fast den gesamten Horizont auszufüllen schien und die Nacht erhellte.

Einige dieser Fälle schlummern bei uns in den Akten und konnten von uns nicht konventionell erklärt bzw. nicht als Schwindel aufgedeckt werden.

 

Nähere Infos zur Gesellschaft zur Erfoschung des UFO-Phänomens findet ihr hier!