UFOs und Aliens in Filmen
Am 24. Juni 1947 berichtete der Pilot Kenneth Arnold, neun hellblau-weiß leuchtende Objekte gesehen zu haben, die in einer V-Formation über den Mount Rainier im US-Bundesstaat Washington geflogen sein sollen. Er schätzte ihre Fluggeschwindigkeit auf 2.700 Kilometer pro Stunde und verglich ihre Bewegung mit "einer Untertasse, wenn sie über Wasser springt" – der Ursprung des bald populären Begriffs "fliegende Untertasse".
Obwohl es seit Hunderten von Jahren Berichte über verschiedene Arten von nicht identifizierten Flugobjekten (UFOs) gab, löste Arnolds Sichtung – kombiniert mit einem vielbeachteten UFO-Vorfall, der sich später im Jahr in der Nähe von Roswell, New Mexico, ereignete – ein reges Interesse an außerirdischen Besuchern aus. Es war auch der Startschuss einer völlig neuen Subkultur, bekannt als "Ufologie", die in den kommenden Jahrzehnten in Filmen oftmals dargestellt werden würde.
,,Der Tag, an dem die Erde stillstand" (1951)
Eines der ersten Beispiele für Hollywoods Darstellung des UFO-Phänomens ist der Filme „Der Tag, an dem die Erde stillstand“ (1951), adaptiert aus Harry Bates Erzählung „Abschied vom Herrn“ von 1940. In dem Film verursacht eine fliegende Untertasse ein völliges Chaos, als sie über Washington, D.C. erscheint. Ein Alien mit britischem Akzent namens Klaatu gibt zu verstehen, dass er nichts Böses vor hat. Er möchte die Führer der Welt zusammenbringen, um eine wichtige Botschaft zu übermitteln: Die Entwicklung der Atomwaffen auf der Erde wurde von der Galaktischen Föderation zur Kenntnis genommen. Der mächtige Gort wird als planetarischer Polizist dienen und die Autorität haben, die Welt zu zerstören, wenn die Dinge außer Kontrolle geraten sollten.
„Der Tag, an dem die Erde stillstand“ und sein eher pessimistisches Ende – laut Klaatu hat die Erde nur zwei Möglichkeiten: in Frieden zu leben, aber unter ständiger Aufsicht einer anderen Zivilisation, oder den Konflikt zu wählen und ausgelöscht zu werden – spiegelt den damaligen Zeitgeist des Kalten Kriegs wider, als die antikommunistische Hysterie das Land erfasste, aufgewühlt von Senator Joseph McCarthy. Die Darstellung der medialen Berichterstattung über Klaatus Ankunft und Aufenthalt auf der Erde zeigen die Berichterstattung über die kommunistische Bedrohung in den populären Medien zu dieser Zeit, da der höfliche, gelehrte Klaatu als "Monster" und "Bedrohung" bezeichnet wird, die „wie ein wildes Tier aufgespürt und zerstört werden muss“.
Einige sahen die friedliebende Botschaft des Films als politische Propaganda an. Schauspieler Sam Jaffe wurde wegen kommunistischer Sympathien angeklagt und später auf Hollywoods berüchtigte schwarze Liste gesetzt. Am Ende steht der Film nicht nur als interessanter Meilenstein in der Entwicklung der Ufologie, sondern auch als monumentaler Science-Fiction-Film für sich.
,,Krieg der Welten" (1953)
Das Amerika in Zeiten der „Roten Angst“ greift auch der Oscar-prämierte Film „Krieg der Welten“ auf, der auf einem Roman von H. G. Wells basiert und die Invasion einer fremden Zivilisation sehr düster darstellt. Eine Radio-Dramatisierung des Romans von Orson Welles, beginnend mit einer Reihe von Nachrichten, die darauf hinwiesen, dass eine tatsächliche Invasion der Marsmenschen im Gange war, verursachte bei der Ausstrahlung an Halloween 1938 angeblich eine Massenhysterie.
Der Film von 1953 beginnt mit einem Erzähler, der erklärt, dass die Bewohner des Mars – des roten Planeten – zur Erde gekommen sind, um hier die Ressourcen abzuschöpfen, da ihre eigenen aufgebraucht sind.
Der Wissenschaftler Dr. Clayton Forrester wird in dem Film zum Einsatz gerufen, nachdem ein heißes meteorähnliches Objekt in Kalifornien gelandet ist. Es stellt sich heraus, dass es sich um ein außerirdisches Raumschiff handelt. Die Insassen töten mutwillig drei Männer, die sich dem UFO mit friedlichen Absichten als Begrüßungskomitee nähern. Das Militär wird alarmiert, aber menschliche Waffen sind machtlos gegen die seltsamen Schiffe, die auf der ganzen Welt gelandet sind.
Forrester kämpft gegen die Marsianer um sein Leben. Anders als der menschenähnliche Klaatu werden hier die Aliens als kleine braune Kreaturen mit drei Fingern und durch ein einzelnes großes „elektronisches Auge“, das rot, blau und grün leuchtet, dargestellt. Streitkräfte auf der ganzen Welt bekämpfen die Marsianer mit all ihrer Feuerkraft – sogar mit der tödlichen Atombombe – doch ohne Erfolg. Am Ende sterben die allmächtigen Außerirdischen, wenn sie versuchen, aus ihrem Raumschiff herauszukommen. Wie der Erzähler es ausdrückt, werden sie „von den kleinsten Dingen getötet, die Gott in seiner Weisheit auf diese Erde gebracht hat“ – Bakterien.
Die Popularität von „Der Krieg der Welten“ und „Der Tag, an dem die Erde stillstand“, sowie die einer Reihe anderer Filme, darunter „Das Ding aus einer anderen Welt“ (1951), „Fliegende Untertassen greifen an“ (1956) und „Die Dämonischen“ (1956) haben dazu beigetragen, dass die 1950er-Jahre ein Wendepunkt für die Ufologie darstellten. Einer der bekanntesten UFO-Vorfälle des Jahrzehnts war jener, bei dem George Adamski am 20. November 1952 einen freundlichen Besucher von der Venus in der kalifornischen Wüste getroffen haben will.
Adamski wurde zu einer Art Held der aufstrebenden Ufologie-Bewegung, aber einige zweifelten seine Glaubwürdigkeit an, da seine Geschichte starke Ähnlichkeiten mit Aspekten des Films „Der Tag, an dem die Erde stillstand“ aufweist. Dies traf insbesondere auf seinen Bericht über den menschenähnlichen Außerirdischen zu, der laut Adamski ein „Gefühl von unendlichem Verständnis und Freundlichkeit mit höchster Demut“ ausstrahlte.
Ein weiterer bemerkenswerter "Kontakt" ereignete sich in den frühen 1960er Jahren, als das Ehepaar Betty und Barney Hill behauptete, von Außerirdischen entführt worden zu sein. Bei der Untersuchung des Falls wurde jedoch festgestellt, dass die Ausführungen der Hills über die Entführung, die teilweise durch Hypnose abgerufen wurden, starke Parallelen zu verschiedenen medialen Darstellungen von Invasionen von Außerirdischen aufweisen, darunter „Invasion vom Mars“ von 1953 und eine Episode der Science-Fiction-Serie "The Outer Limits".
„Unheimliche Begegnung der dritten Art“ (1977)
Bis Mitte der 1970er Jahre hatten UFOs und die umliegende Subkultur ihren Reiz nicht verloren. Selbst US-Präsident Jimmy Carter, der 1976 gewählt wurde, behauptete, ein UFO gesehen zu haben. Im Jahr 1977 veröffentlichte Columbia Pictures Steven Spielbergs „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ mit einem großen Werbebudget, das den Slogan des Films in den Mittelpunkt stellte: "Watch the Skies" („Beobachtet den Himmel“).
Basierend auf der UFO-Erfahrung von Dr. J. Allen Hynek, dem wissenschaftlichen Berater von drei von der US Air Force durchgeführten UFO-Studien, zeigt der Film viele Aspekte der tatsächlichen UFO-Vorfälle, die Hynek gemeldet wurden. Natürlich wurden diese wahren Berichte dramatisiert dargestellt. Der Film spielt in der Gegenwart und beginnt mit der Ankunft eines französischen Wissenschaftlers, Lacombe, in der mexikanischen Wüste, wo Berichten zufolge seltsame Sichtungen am, und Geräusche vom Himmel gemeldet wurden. Das Team untersucht später ähnliche Vorkommnisse in Malaysia und Indien und erstellt schließlich ein System für die Kommunikation mit den Außerirdischen.
Einige verschwörerische Ufologen betrachteten den Film als einen Versuch der US-Regierung, die Öffentlichkeit mit dem Konzept eines freundschaftlichen Kontakts zu Außerirdischen vertraut zu machen. Die im Film dargestellten Außerirdischen sehen entschieden harmloser als alle früheren aus: Sie sind nicht größer als Kinder, haben riesige Köpfen, hervorstehende Bäucher und merkwürdige Gesichter mit tiefsitzenden Augen. Die Außerirdischen bringen ihre menschlichen Gefangenen unversehrt zurück. Am Ende, nachdem Lacombe die Handzeichen gemacht hat, die er sich zur Kommunikation ausgedacht hat, scheint der Alien tatsächlich zu lächeln, bevor er zurück auf sein Schiff geht und einen Botschafter von der Erde mitnimmt.
Der Erfolg von Spielbergs Film machte sich unmittelbar und international bemerkbar: Als Ende 1977 ein Treffen der Vereinten Nationen einberufen wurde, um UFOs zu erforschen, wurde den Delegierten „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ gezeigt. Im Januar 1979 führte das britische Oberhaus sogar eine dreistündige Debatte wegen des Antrags, all das Wissen über Außerirdische offenzulegen. Am Ende wurde dies jedoch abgelehnt.
1980er- und 1990er-Jahre
Die Vision von Außerirdischen als freundliche, sogar kuschelige Wesen wurde in Filmen wie Spielbergs „E.T. – Der Außerirdische“ (1982) und Ron Howards „Cocoon“ (1985) weiterverfolgt. Es war jedoch eine ganz andere Vorstellung als jene, die die nächste Generation von UFO-Filmen zeigte. Der bekannteste davon ist „Independence Day“, der im Juli 1996 erschien. In dem Film arbeitet der Wissenschaftler David Levinson mit Steve Hiller, einem Piloten des US Marine Corps, zusammen, um die Invasion durch eine feindselige außerirdische Armee, die es auf die großen Städte der Erde abgesehen hat, abzuwenden.
„Indepence Day“, ein Blockbuster-Hit, der von vielen Kritikern als schlecht geschriebener, mit Spezialeffekten überladener Abklatsch von „Krieg der Welten“ abgetan wurde, war eine Rückkehr zu einer Darstellung der Aliens als feindselige Wesen. Als Anspielung auf die veraltete Sicht auf Außerirdische als friedliebende Kreaturen, wird in dem Film eine Gruppe von Menschen, die die Ankömmlinge freudig direkt unter einem UFO begrüßen wollen, einfach ausgelöscht.
„Independence Day“ spiegelte auch die anhaltende öffentliche Faszination für die Idee einer außerirdischen Invasion wider, insbesondere für das Geheimnis um Roswell in New Mexico, von dem lange angenommen wurde, dass der Ort das Zentrum aller Informationen ist, die die Regierung und das Militär über UFOs verstecken. Diese Faszination stand auch im Mittelpunkt der beliebten Fernsehserie "Akte X – Die unheimlichen Fälle des FBI" (1993-2002) und anderer Erfolgsfilme wie „Men In Black“ (1997).
21. Jahrhundert
Im Jahr 2005 dachte sich Steven Spielberg, Schöpfer des freundlichen Außerirdischen ET, dass die Welt bereit sei für seine neue Sichtweise auf Aliens als feindselige Eindringlinge, die der Menschheit nichts Gutes wollen. Spielbergs „Krieg der Welten“ mit Tom Cruise in der Hauptrolle ist kein originalgetreues Remake des Streifens von 1953 oder von Wells‘ Roman. Die zentrale Handlung und Botschaft bleiben jedoch konsistent: Eine Art intelligenter, gnadenloser Außerirdischer reißt die Erde an sich und muss besiegt werden, damit die Menschheit überleben kann.
Erneut spiegelt der Blockbuster den Zeitgeist wider, in dem der Feind nicht wie in dem Hörspiel von Wells von 1938 Ähnlichkeiten zur Nazi-Zeit aufweist oder wie in dem Film von 1953 auf die Bedrohung durch die Sowjetunion abzielt, sondern viel mehr wird der Gegner als schattenhaftes, schwer greifbares und erkennbares Etwas dargestellt, wie es auch die Gefahr durch Terrorismus ist. Die Bedrohung bleibt real – und ebenso die Faszination für die Idee von UFOs und außerirdischen Invasoren, sechs Jahrzehnte nachdem Kenneth Arnolds UFO-Bericht die Augen der Menschen in den Himmel gerichtet hatte.