Ende der 1960er-Jahre versetzte der berüchtigte Zodiac Killer, dessen Identität bis heute ungeklärt ist, die amerikanische Bevölkerung in Angst und Schrecken. Im Raum San Francisco ist er den Behörden zufolge für mindestens fünf Morde an meist jungen Paaren verantwortlich, zwei weitere Opfer überlebten schwer verletzt.
„I like killing people because it’s so much fun.“ – “Ich mag es, Leute zu töten, denn das macht so viel Spaß.” 1969 erhält die Zeitung The San Francisco Examiner ein Brief mit diesen grausamen Worten. Der Absender ist der bald schon notorische Zodiac Killer, der Nordkalifornien in den späten 60er und frühen 70er Jahren terrorisierte.
Die Suche nach der wahren Identität des Mörders beschäftigt die Polizei, professionelle Code-Knacker und Kriminologen seit nunmehr fünf Dekaden. Offiziell wurde er mit fünf Morden und zwei schweren Körperverletzungen in Verbindung gebracht. Er selbst behauptet jedoch, für mindestens 37 Morde verantwortlich zu sein. Nachdem er die Polizei und die Medien mit mehr als zwei Dutzend Briefen bombardierte, schien er in den späten 70er Jahren vom Erdboden verschwunden zu sein. Doch der Mythos um den Zodiac Killer bleibt bis heute bestehen und war Anlass für zahlreiche Bücher und Verfilmungen. Das ist die Timeline des Falls im Überblick:
Santa Barbara, 4. Juni 1963
Robert Domingos und seine Verlobte Linda Edwards waren im letzten Jahr der Lompoc High School in Santa Barbara, Südkalifornien, als sie 1963 einen kleinen Ausflug zum Sonnenbaden in dem nicht weit entfernt gelegenen Gaviota State Park unternahmen. Als die beiden Teenager am darauffolgenden Mittwoch nicht wieder nach Hause kamen, machte sich Roberts Vater auf die Suche nach seinem Sohn. Am Strand macht er eine schreckliche Entdeckung: Er fand die Leichen des Liebespaares in einer alten, heruntergekommenen Hütte. Die beiden Opfer waren mit einem Seil gefesselt und durch Schüsse getötet worden. Auf Robert war elfmal, auf Linda neunmal geschossen worden. Der Mörder hatte die leblosen Körper zu der Hütte geschleift und versucht, dort ein Feuer zu legen, was ihm aber nicht gelungen war. Die Ermittler hatten ein paar Hinweise, denen sie nachgingen. Erst 1972 wurde eine Verbindung zum Zodiac Killer hergestellt. Bei dem Mordfall war der gleiche Munitionstyp verwendet worden, wie bei einem weiteren Zodiac-Mord 1968. Auch waren weitere Parallelen zu einem anderen Zodaic-Fall, dem Angriff eines jungen Pärchens in 1969, erkennbar.
Riverside, 30. Oktober 1966
Die 18-jährige Cheri Josephine Bates lebte zusammen mit ihrem Vater Joseph in Riverside, Kalifornien, und besuchte das dortige City College. Am 30. Oktober 1966 hinterließ sie ihrem Vater eine kurze Nachricht: „Dad – ich bin zur RCC Bibliothek gegangen“. Am nächsten Morgen wurde ihr Auto verlassen auf dem Parkplatz der Bibliothek gefunden. Das junge Mädchen wurde nicht weit entfernt zwischen zwei Häusern liegend gefunden. Auf sie war mehrfach eingestochen und ihr schließlich die Kehle durchgeschnitten worden.
Die Polizei fand bei der Sicherung des Tatorts eine Männeruhr der Marke Timex, Abdrücke eines Militärstiefels sowie ein paar Haare in der Hand des Opfers. Die Handtasche des Opfers war mit dem gesamten Inhalt noch am Tatort.
Einen Monat nach der Tat erhielten die Lokalzeitung und auch die Polizeiwache einen anonymen Brief, in dem ein Unbekannter die Verantwortung für die Tat übernahm. Im April 1967 kamen weitere Nachrichten, die mit einem Symbol das an den Buchstaben Z erinnert, unterschrieben waren.
1969 stellten die Ermittler einen Bezug zu den Zodiac Morden her. Als die Verbindung zum Zodiac in der Zeitung publik gemacht wurde, sandte dieser der Los Angeles Times einen weiteren Brief, indem er den Ermittlern für das Herausfinden seiner Täterschaft in dem Fall von Cheri Jo Bates gratuliert.
Benicia, 20. Dezember 1968
Fünf Tage vor Weihnachten trafen sich die High School Schüler Betty Lou Jensen und David Faraday zu ihrem ersten Date. Sie versprachen Betty Lous Eltern, vor 23 Uhr wieder Zuhause zu sein. Kurz nach 23 Uhr entdeckten vorbeifahrende Motorradfahrer zwei leblose Körper neben einem Auto an einem beliebten Ausblickpunkt für Pärchen in Benicia, Kalifornien. Die gerufenen Polizisten fanden die Leiche von Betty Lou mit fünf Kugeln im Kopf. David hatte eine Kugel in den Kopf getroffen.
Um den Tatort herum fanden die Ermittler mehrere Munitionshülsen, die wahrscheinlich als Warnung abgefeuert wurden und die Teenager aus ihrem Wagen hatte treiben sollen. Lange Zeit nahm die Polizei an, das Pärchen war zufällig Opfer eines Killers geworden.
Vallejo, 4. Juli 1969
Die 22 Jahre alte Darlene Ferrin war verheiratet, Mutter und eine beliebte Kellnerin im Vallejo Restaurant. Am Abend des 4. Juli 1969 holte sie ihren Bekannten Michael Mageau ab und parkte ihren Wagen auf dem Parkplatz des Blue Rock Springs Park. Michael sagte später aus, dass ein weiteres Fahrzeug gegen Mitternacht auf den Parkplatz gefahren wäre. Der Unbekannte fuhr wieder weg und kam nur wenige Minuten später erneut auf den Parkplatz. Der Fahrer stieg aus, leuchtete mit einer Taschenlampe und schoss dann auf das Auto, in dem die beiden saßen. Michael wurde in den Kiefer und in die Schulter getroffen, Darlene bekam mehrere Kugeln ab und starb bei der Ankunft ins Krankenhaus.
Um 00.40 Uhr rief ein Mann von einer Telefonzelle einer Tankstelle die Polizei an und behauptete, der Täter zu sein. In einer langsamen, monotonen Stimme lotste der Anrufer die Beamten zum Tatort. Am Ende des Gesprächs bekannte er sich auch zu dem Mord an dem jungen Liebespaar in Benicia. Der Anrufer konnte nie identifiziert werden.
Briefe zu den Taten
Am 4. August 1969 gingen Briefe bei drei verschiedenen Zeitungen ein, die je einen Poststempel mit dem Datum vom 31. Juli trugen. Die Vallejo Times-Herald erhielt eine Nachricht, in der der Absender die Täterschaft für zwei Morde einforderte und Details zu den Opfern und dem Tathergang lieferte. Die San Francisco Chronicle erhielt einen fast identischen Brief, nur enthielt dieser auch ein Drittel eines verschlüsselten Codes.
In der Nachricht an den San Francisco Examiner drohte der Killer damit, weitere Morde zu begehen, wenn sein Rätsel nicht veröffentlicht werden würde. In diesem Brief stand auch der Satz „I Like killing people because it’s so much fun.“ In einem dreiseitigen Brief an den Examiner am 4. August 1969 nannte der Killer sich zum ersten Mal selbst den Zodiac.
Lake Berryessa, 27. September 1969
An einem Samstag Ende Septembers entspannten die beiden Universitätsstudenten Bryan Hartnell und Cecelia Shepard sich am Ufer des Sees Berryessa, etwa 48 Kilometer entfernt von Napa, Kalifornien. Plötzlich tauchte ein Mann auf mit einer Kapuze auf dem Kopf und einer Waffe in der Hand. Auf der Brust seines Pullovers war ein weißer durchgestrichener Kreis eingenäht. Er behauptete, gerade aus dem Gefängnis ausgebrochen zu sein. Daher würde er Geld für die Flucht nach Mexiko benötigen. Er fesselte die beiden Studenten an den Handgelenken. Ohne Vorwarnung begann er dann, auf Bryan einzustechen. Insgesamt sechs Stichwunden wurden später gezählt. Anschließend wandte er sich Cecilia zu und stach zehnmal auf sie ein.
Danach ging der Angreifer zu Bryans Auto und malte einen durchgestrichenen Kreis auf die Autotür, zusammen mit den Daten und Orten seiner vorigen Attacken. Später rief ein Unbekannter bei der Polizei an, berichtete von einem Doppelmord und führte sie zu dem Auto des Opfers. Cecilia starb an den Verletzungen, Bryan überlebte.
San Francisco, 11. Oktober 1969
Der 28-jährige Paul Stine arbeitete als Taxifahre in San Francisco. Am Abend des 11. Oktober 1969 hatte er einen Fahrgast, der in die noble Wohngegend in Presidio Hights gefahren werden wollte. An einer Kreuzung schoss der Fahrgast Paul auf einmal in den Kopf. Der Täter konnte weglaufen, bevor die Polizei am Tatort ankam. Da Zeugen den Schützen fälschlicherweise als schwarz beschrieben, wurde ein verdächtiger weißer Mann nicht weiter befragt.
Auf der Fahrertür des Taxis wurden fremde Fingerabdrücke sichergestellt und ein Fahndungsbild anhand von Augenzeugenberichten erstellt. Lange Zeit galt der Übergriff als normaler Raubüberfall, bis jedoch ein Brief bei der San Francisco Chronicle einging, der mit den Worten „Ich bin der Mörder des Taxifahrers“ begann. Dem Brief lag ein Stück des blutigen T-Shirts des Opfers bei.
Briefe zu den Taten
Im November 1969 schickte der Zodiac zwei Briefe an die San Francisco Chronicle. Neben dem Bekenntnis zu dem Mord an dem Taxifahrer, schickte er auch den längsten Brief, eine siebenseitige Nachricht, in der behauptete, die Polizei habe ihn am Tatort angehalten, aber dann wieder gehen lassen. Dem Brief legte er ein Rezept für eine Bombe bei.
Am 20. Dezember des gleichen Jahres erhielt der berühmte Anwalt Melvin Belli einen anonymen Brief, indem der Absender ihn um Hilfe bat, da er sonst wieder töten würde. „Bitte hilf mir, ich kann mich nicht mehr länger selbst kontrollieren.“
Modesto Gebiet, 22. März 1970
An einem Sonntag im späten März 1970 setzte die 22-jährige Kathleen Johns ihre Tochter in ihr Auto und fuhr aus San Bernardino, Kalifornien, zu ihrer kranken Mutter, die im Norden des Bundesstaates wohnte. Kathleen war im siebten Monat schwanger. Als sie auf den Highway 132 abbog, fuhr plötzlich ein Auto neben sie und der Fahrer gestikulierte ihr, sie solle rechts ranfahren. Auf dem Standstreifen erklärte der Fahrer, eines ihrer Rückräder sei lose. Der Mann tat so, als würde er das Rad wieder befestigen, doch als Kathleen weiterfahren wollte, fiel das Rad gänzlich ab. Der Mann bot ihr daraufhin an, sie zur nächsten Tankstelle mitzunehmen, doch als sie mit ihrer Tochter in seinem Auto saß wurde schnell klar, dass er ganz andere Absichten hatte.
Als er anfing, ihr Kind zu bedrohen, packte Kathleen ihre Tochter und sprang aus dem Wagen. Auf der Polizeistation identifizierte sie den Zodiac Killer anhand einer Phantomzeichnung. Zodiac selbst erwähnte Monate später in einem Brief eine „interessante Begegnung mit einer Mutter und ihrem Baby“.
Briefe zu den Taten
Von April bis Juli 1970 gingen fünf Briefe bei der San Francisco Chronicle ein. Darunter lange codierte Nachrichten, Bombendiagramme und eine Karte der San Francisco Bay Area.