Als Nackttänzerin machte sie Karriere, als Kurtisane lagen ihr die Männer zu Füßen. Am Ende des Ersten Weltkrieges wurde Mata Hari wegen Hochverrats und Doppelspionage angeklagt und zum Tode verurteilt. Wer war sie wirklich, exzentrische Künstlerin, verführerische Agentin oder nur eine gewiefte Blenderin, die zum Sündenbock in einer düsteren Zeit wurde?
Von der Hutmachertochter zur exotischen Tänzerin
Geboren wurde Mata Hari in Leeuwarden in der niederländischen Provinz Friesland als Tochter eines Hutmachers, der im Ort als Aufschneider bekannt war und sich gerne mit „Baron“ ansprechen ließ. Mit 18 Jahren heiratete sie einen Kolonialoffizier und lebte einige Jahre als Lady MacLeod auf Java und Sumatra. Hier erlernte Mata Hari die Kunst des asiatischen Tanzes. Nachdem die Ehe in die Brüche ging, zog sie nach Paris und startete als Nackttänzerin und Kurtisane unter dem Künstlernamen Mata Hari durch.
Die Striptease-Pionierin wurde zur Attraktion der Belle Époque und galt als Männertraum einer ganzen Generation. Sie hatte viele begüterte Liebhaber, darunter Botschafter, Minister und Fürsten. Bevorzugt hatte die schöne Exotin uniformierte Männer: „Ich liebe Offiziere, ich habe sie immer geliebt“, sagte Mata Hari in ihrem Prozess 1917. „Ich möchte lieber die Mätresse eines armen Offiziers als die eines reichen Bankers sein.“. Banker gehörten jedoch auch zu ihren Liebhabern, um sich ihr ausschweifendes Leben finanzieren zu können.
Von der großen Bühne in die politische Intrige
Nach einigen Jahren des Erfolgs überraschte sie der erste Weltkrieg in Berlin. Sie ging nach Holland und suchte nach einer neuen Geldquelle. Auf einem Empfang in Den Haag traf sie auf Karl Kramer, den deutschen Konsul in Amsterdam, der sie anwarb gegen 20.000 Francs in den Betten englischer und französischer Militärs brisante Kriegsgeheimnisse zu erlauschen. Auch der französische Geheimdienst stellte Mata Hari in seine Dienste: Sie forderte eine Million Francs und wurde zur Doppelagentin, flog jedoch bald auf.
Am 13. Februar 1917 wurde die friesische Schönheit in einem Pariser Luxus-Etablissement von der französischen Spionageabwehr festgenommen. Man erzählte sich, sie hätte zum Zeitpunkt der Verhaftung ein Bad genommen und ließ es sich angeblich auch nicht nehmen, den Polizisten nackt Schokolade zu servieren. Sie wurde dem Untersuchungsrichter des Kriegsgerichts, Hauptmann Pierre Bouchardon, vorgeführt.
Während der monatelangen Verhandlungen konnte man ihr Geheimnisverrat nicht nachweisen. Jedoch gab Mata Hari am 22. Mai 1917 zu, im Sold der deutschen Botschaft gestanden zu haben. Für Bouchardon war sie damit erledigt und wurde am 25. Juli 1917 wegen Hochverrats und Doppelspionage zum Tode verurteilt und am 15. Oktober desselben Jahres exekutiert. Die Franzosen hielten sie für eine Meisterspionin, die für den Tod tausender Soldaten verantwortlich gewesen sein soll. Doch spätestens als der britische Geheimdienst 1999 ihre Akten freigab, bekam dieser Mythos Risse.
Laut der Akten ließ sich die sagenumwobene Spionin zwar vom deutschen Konsul anwerben, gab ihnen jedoch keine kriegsentscheidenden Informationen. Sie berichtete in den Verhören nichts, was man nicht auch in der Zeitung lesen konnte. Es handelte sich vor allem um Pariser Klatsch und Tratsch. Historiker sind sich heute einig: Mata Hari war ein willkommener Sündenbock für Frankreich und ihre großen Verluste im Krieg.
Im Leben der Tänzerin vermengten sich Fakten und Fiktion derart, dass es bis heute Rätsel aufgibt, zum Träumen anregt oder erschaudern lässt. Sie ging in die Geschichte als schöne und exotische Tänzerin, als verführerische Femme fatale, als verwöhnte Kurtisane und als raffinierte Meisterspionin ein.