Weihnachten wird von 24. bis 26. Dezember gefeiert und sind sowohl religiöse Feiertage als auch ein weltweites kulturelles und kommerzielles Phänomen. Seit zwei Jahrtausenden begehen das Fest Menschen auf der ganzen Welt mit Traditionen, die sowohl religiöser als auch weltlicher Natur sind. Christen feiern den Weihnachtstag als Jahrestag der Geburt von Jesus von Nazareth, einem geistlichen Führer, dessen Lehren die Grundlage ihrer Religion bilden. Zu den beliebten Bräuchen gehören der Austausch von Geschenken, das Verzieren von Weihnachtsbäumen, der Besuch der Kirche, das Teilen von Mahlzeiten mit Familie und Freunden und natürlich das Warten auf die Ankunft des Weihnachtsmanns bzw. Christkinds.
Woher kommen die Ursprünge des Weihnachtsfests?
Die Mitte des Winters war schon lange Zeit weltweit eine Zeit des Feierns. Jahrhunderte vor Jesus feierten die Europäer in den dunkelsten Wintertagen Licht und Geburt. Viele Menschen freuten sich während der Wintersonnenwende, als der schlimmste Winter hinter ihnen lag und sie sich auf längere Tage und mehr Sonnenstunden freuen konnten.
In Skandinavien feierten die Nordländer vom 21. Dezember, der Wintersonnenwende, bis Januar das Weihnachtsfest. In Anerkennung der Rückkehr der Sonne brachten Väter und Söhne große Baumstämme nach Hause, die sie in Brand steckten. Die Leute schlemmten bis der Baumstamm ausgebrannt war, was bis zu 12 Tage dauern konnte. Die Nordländer glaubten, dass jeder Funke des Feuers ein neues Schwein oder Kalb darstellte, das im kommenden Jahr geboren werden würde.
Ende Dezember war in den meisten Regionen Europas eine perfekte Zeit zum Feiern. Zu dieser Jahreszeit wurden die meisten Rinder geschlachtet, damit sie im Winter nicht gefüttert werden mussten. Für viele war es die einzige Jahreszeit, in der sie mit frischem Fleisch versorgt wurden. Darüber hinaus wurden die meisten im Laufe des Jahres hergestellten Weine und Biere endlich fermentiert und waren trinkfertig.
In Deutschland wurde der heidnische Gott Odin in den Winterferien geehrt. Man hatte Angst vor ihm, da man glaubte, er mache nächtliche Flüge, um sein Volk zu beobachten und dann zu entscheiden, wer gedeihen oder zugrunde gehen würde. Aufgrund seiner Anwesenheit entschieden sich viele Menschen dazu drinnen zu bleiben.
Saturnalien
In Rom, wo die Winter nicht so hart waren wie im hohen Norden, wurde Saturnalia, ein Feiertag zu Ehren von Saturn, dem Gott der Landwirtschaft, gefeiert. Saturnalia begann in der Woche vor der Wintersonnenwende und dauerte einen ganzen Monat. Es war eine hedonistische Zeit, in der es reichlich zu essen und zu trinken gab und die normale römische Gesellschaftsordnung auf den Kopf gestellt wurde. Für einen Monat wurden Sklaven zu Herren, Bauern befehligten die Stadt. Geschäfte und Schulen waren geschlossen, damit jeder mitmachen konnte.
Ebenfalls zur Zeit der Wintersonnenwende feierten die Römer Juvenalia, ein Fest zu Ehren der Kinder Roms. Darüber hinaus zelebrierten Angehörige der Oberschicht am 25. Dezember häufig den Geburtstag von Mithras, dem Gott der unbesiegten Sonne. Es wurde angenommen, dass Mithras, ein Säuglingsgott, aus einem Felsen geboren wurde. Für einige Römer war Mithras Geburtstag der heiligste Tag des Jahres.
Weihnachten – Tag der Geburt Jesu?
In den frühen Jahren des Christentums war Ostern der Hauptfeiertag; Die Geburt Jesu wurde nicht gefeiert. Im vierten Jahrhundert beschlossen Vertreter der Kirche, die Geburt Jesu als Feiertag einzuführen. Leider erwähnt die Bibel kein Geburtsdatum (eine Tatsache, auf die Puritaner später hinwiesen, um die Legitimität der Feier zu leugnen). Obwohl einiges darauf hindeutet, dass Jesus Geburt im Frühjahr stattgefunden haben könnte, wählte Papst Julius I. den 25. Dezember. Es wird angenommen, dass die Kirche dieses Datum nahm, um die Traditionen des heidnischen Saturnalia-Fests aufzugreifen. Zuerst als Fest der Geburt Christi bezeichnet, verbreitete sich der Brauch 432 nach Ägypten und Ende des sechsten Jahrhunderts nach England.
Bis zum Ende des 8. Jahrhunderts hatte sich die Weihnachtsfeier bis nach Skandinavien ausgebreitet. Heute wird in den griechisch- und russisch-orthodoxen Kirchen Weihnachten 13 bis 14 Tage nach dem 25. Dezember gefeiert. Das liegt daran, dass westliche Kirchen den Gregorianischen Kalender verwenden, während östliche Kirchen den Julianischen Kalender verwenden, der 13 bis 14 Tage hinter dem Gregorianischen Kalender liegt. Sowohl die westliche als auch die östliche Kirche feiern 12 Tage nach ihren jeweiligen Weihnachten den Dreikönigstag. Es wird angenommen, dass an diesem Tag die drei Weisen aus dem Morgenland Jesus endlich in der Krippe gefunden haben.
Indem sie Weihnachten gleichzeitig mit den traditionellen Wintersonnenwend-Festen abhielten, erhöhten die Kirchenführer die Chancen, dass Weihnachten im Volk angenommen wird, gaben jedoch die Möglichkeit auf, zu bestimmen, wie es gefeiert wurde. Bis zum Mittelalter hatte das Christentum die heidnische Religion größtenteils ersetzt. An Weihnachten besuchten die Gläubigen die Kirche und feierten lautstark in einer alkoholreichen, karnevalartigen Atmosphäre. Jedes Jahr wurde ein Bettler oder Student zum „Lord of Misrule“ („Abt der Unvernunft) gekrönt, eifrige Zelebranten spielten die Rolle seiner Untertanen. Die Armen gingen zu den Häusern der Reichen und verlangten ihr bestes Essen und ihre edelsten Getränke. Wenn die Eigentümer nicht einwilligten, würden ihre Besucher sie höchstwahrscheinlich mit Unheil terrorisieren. Weihnachten wurde zu einer fünften Jahreszeit, in der die Oberschicht ihre realen oder imaginären „Schulden“ gegenüber der Gesellschaft zurückzahlen konnte, indem sie weniger glückliche Bürger versorgte.
Das Weihnachtsfest verändert sich
Im frühen 17. Jahrhundert veränderte eine Welle religiöser Reformen die Art und Weise, wie Weihnachten in Europa gefeiert wurde. Als Oliver Cromwell und seine puritanischen Streitkräfte 1645 England übernahmen, gelobten sie, England von der Dekadenz zu befreien, und sagten im Rahmen ihrer Bemühungen Weihnachten ab. Auf vielfachen Wunsch gelante Karl II. erneut auf den Thron und mit ihm kehrte der Volksfeiertag zurück.
Die Pilger, englische Separatisten, die 1620 nach Amerika kamen, waren in ihrem puritanischen Glauben noch orthodoxer als Cromwell. Infolgedessen war Weihnachten im frühen Amerika kein Feiertag. Von 1659 bis 1681 waren Weihnachtsfeiern in Boston sogar verboten. Jeder, der Weihnachtsstimmung verbreitete, musste eine Strafe in Höhe von fünf Schilling zahlen. Im Gegensatz dazu berichtete Captain John Smith in der Siedlung Jamestown, dass Weihnachten von allen genossen und ohne Zwischenfälle abgelaufen sei.
Nach der Amerikanischen Revolution gerieten die englischen Bräuche, einschließlich Weihnachten, in Ungnade. Tatsächlich wurde Weihnachten erst am 26. Juni 1870 zum landesweiten Feiertag erklärt.
Washington Irving erfindet das Weihnachtsfest neu
Erst im 19. Jahrhundert begannen die Amerikaner, Weihnachten offen gegenüberzustehen. Sie haben Weihnachten neu erfunden und es von einem rauen Karnevalsfest in einen familienorientierten Tag des Friedens und der Nostalgie verwandelt. Aber was geschah im 19. Jahrhundert, dass das amerikanische Interesse an den Feiertagen geweckt hatte?
Das frühe 19. Jahrhundert war eine Zeit des Klassenkonflikts und der Turbulenzen. Die Arbeitslosigkeit war hoch und vor allem während der Weihnachtszeit kam es häufig zu Bandenaufständen der frustrierten, unteren Klassen. 1828 richtete der New Yorker Stadtrat die erste Polizei der Stadt als Reaktion auf einen Weihnachtsaufstand ein. Die Unruhen waren Auslöser dafür, dass sich manche Menschen aus der Oberschicht stark machten, um die Art, wie Weihnachten in den USA gefeiert wird, zu verändern.
1819 veröffentlichte der Bestseller-Autor Washington Irving „The Sketch Book of Geoffrey Crayon, Gent.“ („Das Skizzenbuch"), eine Sammlung von kurzen Prosatexten. Es erzählte die Geschichte eines Knappen, der Bauern in sein Haus einlud. Im Gegensatz zu den Problemen der amerikanischen Gesellschaft kamen die beiden Gruppen problemlos miteinander aus. In Irvings Vorstellung sollte Weihnachten ein friedlicher, warmherziger Feiertag sein, an dem Gruppen aus verschiedenen Bereichen der Gesellschaft und ganz unterschiedlicher sozialer Klassen zusammenkommen. Irvings fiktive Zelebranten unterhielten sich mit „alten Bräuchen“, einschließlich der Krönung eines „Lord of Misrule“. Irvings Buch basierte jedoch nicht auf echten Eindrücken, die er bei einer Feier erlebt hatte – tatsächlich sagen viele Historiker, dass Irvings Bericht die Tradition tatsächlich „erfunden“ hat, indem er impliziert, dass er die wahren Bräuche der Weihnachtszeit beschreibt.
Ein Weihnachtslied
Ebenfalls um diese Zeit schuf der englische Autor Charles Dickens die klassische Weihnachtsgeschichte „A Christmas Carol“. Die Botschaft der Geschichte – die Bedeutung von Nächstenliebe und gutem Willen für die gesamte Menschheit – fand in den USA und in England starken Anklang.
Die Familie wurde im frühen 19. Jahrhundert auch sensibler für die emotionalen Bedürfnisse von Kindern. Weihnachten bot den Familien einen Tag, an dem sie ihren Kindern Aufmerksamkeit und Geschenke machen konnten, ohne sie zu „verwöhnen“.
Als die Amerikaner begannen, Weihnachten als perfekten Familienfeiertag zu inszenieren, wurden auch alte Bräuche neu entdeckt. Die Menschen blickten auf die jüngsten Einwanderer sowie auf katholische Kirchen, um zu sehen, wie der Tag gefeiert werden sollte. In den nächsten 100 Jahren bauten die Amerikaner eine eigene Weihnachtstradition auf, die viele bereits bekannten Bräuche umfasste, darunter das Verzieren von Bäumen, das Versenden von Weihnachtskarten und das Machen von Geschenken.
Obwohl die meisten Familien schnell auf die Idee kamen, Weihnachten zu feiern, wie es bereits seit Jahrhunderten gemacht wurde, hatten die Amerikaner einen Feiertag neu erfunden, um die kulturellen Bedürfnisse einer wachsenden Nation zu befriedigen.
Neue Traditionen in Europa
Währenddessen wird das wohl bekannteste deutsche Weihnachtslied „Stille Nacht, heilige Nacht“ am 24. Dezember 1818 erstmals in einer Kirche in Oberndorf bei Salzburg angestimmt. Die Melodie stammt von Franz Xaver Gruber, der sechs Strophen lange Text von Joseph Mohr. Das Lied wurde bisher in 320 Sprachen und Dialekte übersetzt und 2011 zum UNESCO Kulturerbe.
1839 wird auch erstmals ein Adventskranz, damals ein Wagenrad, in einem Waisenhaus in Hamburg aufgehängt. Er sollte den Kindern mit seinen 23 Kerzen – jeweils eine für jeden Tag vom ersten Advent bis zum 24. Dezember – das Warten auf das Fest verkürzen. Kleine Kerzen standen dabei für Arbeitstage, große für die Adventssonntage. 1860 wurde dieser Kranz erstmals mit Tannengrün geschmückt. Da mit all den Kerzen ein sehr großer Kranz von Nöten war, reduzierte man die Anzahl der Kerzen auf die vier Adventssonntage. Spätestens nach dem Zweiten Weltkrieg hatte sich der Adventskranz in der ganzen Welt einen Namen gemacht.
Wer hat den Weihnachtsmann erfunden?
Die Legende vom Weihnachtsmann geht auf einen Mönch namens St. Nicholas zurück, der um 280 n. Chr. in der Türkei geboren wurde. Der heilige Nikolaus gab all seinen ererbten Reichtum ab und bereiste das Land, um den Armen und Kranken zu helfen. Er wurde als Beschützer von Kindern und Seeleuten bekannt.
Der heilige Nikolaus trat erstmals im späten 18. Jahrhundert in New York in die amerikanische Populärkultur ein, als sich niederländische Familien versammelten, um den Todestag von „Sint Nikolaas“ (niederländisch für Sankt Nikolaus) oder kurz „Sinter Klaas“ zu feiern. "Santa Claus“ ist eine Ableitung davon.
Im Jahr 1822 schrieb Pastor Clement Clarke Moore ein Weihnachtsgedicht mit dem Titel „A Visit from St. Nicholas" („Ein Besuch des Heiligen Nikolaus“, das heute im Volksmund unter der ersten Zeile bekannt ist: „The Night Before Christmas“ („Es war die Nacht vor Weihnachten“). Das Gedicht beschreibt den Weihnachtsmann als einen amüsanten Mann, der auf einem von Rentieren gezogenen Schlitten von Haus zu Haus fliegt, um Spielzeug zu verteilen.
Die ikonische Version des Weihnachtsmanns als Mann in Rot mit weißem Bart und einem Sack Spielzeug wurde 1881 verewigt, als der politische Karikaturist Thomas Nast auf Moores Gedicht zurückgriff, um das Bild des alten Heiligen Nikolaus zu prägen, das wir heute kennen.
Bereits im Hochmittelalter wurde die Idee des Christkinds geboren, als Darstellungen des Jesuskindes so bezeichnet wurden. Das Christkind als Gabenbringer hat seinen Ursprung in der protestantischen Tradition, wurde jedoch auch in katholischen Gebieten übernommen.