Schon lange wird über die Zusammenhänge der Modemarke Hugo Boss und dem zweiten Weltkrieg spekuliert. Belegt ist, dass der Designer Uniformen für die Wehrmacht geschneidert hat. Ein paar Spekulationen gehen jedoch noch weiter: Boss soll Hitlers Leibschneider gewesen sein. Was ist dran an den Gerüchten?
Anfänge von Hugo Boss
Das Bekleidungsunternehmen wurde 1924 im baden-württembergischen Metzingen von dem damals 39-jährigen Hugo Ferdinand Boss gegründet. Die Firma war zu dieser Zeit auf das Schneidern von Berufskleidung spezialisiert. Erst als der Gründer 1948 verstarb, fand unter der neuen Leitung des Schwiegersohns von Boss Eugen Holy eine Umgestaltung der Marke statt. Fortan wurden Herren-Anzüge hergestellt, für die Hugo Boss heute weltberühmt ist.
Ende der 60er Jahre gab Holy die Leitung der Firma an seine beiden Söhne Uwe und Jochen ab, unter denen sich nicht nur ein Fabrikverkauf in Metzingen entwickelte, sondern das Unternehmen 1985 auch an die Börse ging. 1993 kamen die Jugendlinie Hugo sowie 1997 erstmalig eine Damenkollektion auf den Markt.
Hugo Boss und die Nazis
Es ist weitgehend bekannt, dass die Leitung der Modemarke zu ihrem Beginn in den 30er Jahren größtenteils aus bekennenden Nationalsozialisten bestand. Daher erhielt Hugo Boss auch Aufträge zur Fertigung und Lieferung von Uniformen an die Wehrmacht sowie an die SS und die Hitlerjugend. Zusätzlich beschäftigte das Unternehmen während des zweiten Weltkriegs zahlreiche Zwangsarbeiter aus West- und Osteuropa. Von etwa 300 Angestellten sollen 140 Zwangsarbeiter sowie 40 französische Kriegsgefangene gewesen sein.
Boss selbst war bereits 1931 in die NSDAP eingetreten. Dafür musste er sich nach dem Krieg im Entnazifizierungsverfahren vor Gericht verantworten, wo der Modeunternehmer zuerst als „Belasteter“ eingestuft und zur Zahlung von 100.000 Reichsmark verurteilt wurde. Im weiteren Verlauf wurde dieses Urteil jedoch aufgehoben und Boss lediglich als „Mitläufer“ geführt, wofür er keine Geldstrafe zahlen musste.
Aufarbeitung der Vergangenheit
Seit vielen Jahren hat die Modekette, die heute mehrheitlich dem britischen Finanzinvestor Permira gehört, mit der Nazi-Vergangenheit zu kämpfen. Schließlich beschloss die Firmenführung, eine Studie zur Firmengeschichte mit Fokus auf dem zweiten Weltkrieg in Auftrag zu geben, um etliche Gerüchte aus dem Weg zu räumen. Die erste Studie wurde jedoch nie von der Firma selbst veröffentlicht. Stattdessen wurde eine erneute Untersuchung eines anderen Autors beauftragt, dessen Ergebnisse in dem Buch Hugo Boss, 1924-1945 publiziert wurden.
In dem Buch wird auf die Zwangsarbeiter verwiesen und auch deutlich gesagt, dass Hugo Boss zur damaligen Zeit vom Nationalsozialismus ökonomisch profitiert habe, jedoch weist der Autor darauf hin, dass der Firmengründer selbst keineswegs der Leibschneider von Hitler persönlich gewesen sei. Vielmehr sei der schwäbische Uniformhersteller eine von vielen beauftragten Schneidereien gewesen, mit denen die Nazis zusammengearbeitet haben. Auch das Gerücht, Boss habe die Uniformen entworfen, wird zurückgewiesen. Das Design und das Schnittmuster der Uniformen sei vorgegeben gewesen.
Nach der Veröffentlichung der offiziellen Funde zur Vergangenheit von Hugo Boss, stellte das Unternehmen eine Entschuldigung auf die Homepage, in der es hieß, sie entschuldigen sich bei den Menschen,
„die durch den Fertigungsbetrieb von Hugo Ferdinand Boss zu Zeiten des Nationalsozialismus Leid erfahren haben“