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Virginia Hall war eine außergewöhnliche Spionin der Alliierten im Zweiten Weltkrieg, die trotz einer Beinprothese für den britischen SOE und das amerikanische OSS arbeitete und von der Gestapo als die gefährlichste Spionin bezeichnet wurde.

Virginia Hall wuchs in einer wohlhabenden Familie in Baltimore, Maryland, auf. Sie war sportlich, schlagfertig und beliebt. Ihr Studium begann sie an der Barnard und Radcliffe University, setzte es jedoch in Paris und Wien fort. Im Laufe der Jahre lernte sie fließend Französisch, Deutsch und Italienisch und nebenbei auch etwas Russisch.

Nach ihrem Abschluss bewarb sich Hall beim Auswärtigen Dienst der USA, um die Welt zu sehen und ihrem Land zu dienen. Doch zu ihrem Entsetzen wurde ihre Bewerbung abgelehnt, da sie eine Frau war. Entschlossen, sich nicht so schnell geschlagen zu geben und ihren Traum aufzugeben, nahm Hall eine Stelle als Büroangestellte bei der US-Botschaft in Warschau und später beim US-Konsulat in Smyrna, Türkei, an. Bei einem Jagdausflug in der Türkei im Jahr 1933 stolperte Hall und verletzte sich schwer am linken Fuß, als sich ein Schuss aus ihrer Schrotflinte löste. Ihr Bein musste unterhalb des Knies amputiert werden. Zeitlebens humpelte sie.

Wusstet ihr? Ihre Prothese aus Holz nannte sie Cuthbert.

Während ihrer Genesung in Maryland bewarb sich Hall erneut beim Auswärtigen Dienst, wurde jedoch aufgrund ihrer Bein-Amputation abgelehnt. Hall verließ das Außenministerium und kehrte 1940 als Zivilistin nach Paris zurück, wo sie Krankenwagen für die französische Armee fuhr. Nach der Kapitulation Frankreichs gegenüber den Nazis floh sie nach England. Auf einem Cocktailempfang in London traf sie Vera Atkins, eine britische Geheimdienstchefin, die Agenten für das ‚Special Operations Executive‘ (SOE) rekrutierte.

 

Wusstet ihr? Vera Atkins soll Ian Fleming als Vorlage für die Rolle der Miss Moneypenny in seiner James-Bond-Reihe gedient haben.

Beeindruckt von Halls Wissen über Frankreich, ihrer Sprachbeherrschung und ihrem Mut, bot Atkins ihr eine Stelle an. Die Mission des SOE bestand darin, durch Guerilla-Sabotage und Subversionstaktiken gegen die Nazi-Streitkräfte „Europa in Brand zu setzen“.

1941 wurde Hall die erste weibliche Agentin des SOE in Frankreich. Unter falschem Namen und mit gefälschten Papieren als amerikanische Reporterin bei der New York Post, übermittelte sie Informationen über deutsche Truppenbewegungen und rekrutierte ein Netzwerk von Spionen für die Widerstandsbewegung.

Hall nutzte kreative Methoden, um Informationen zu übermitteln. Die BBC sendete verschlüsselte Botschaften in ihren Nachrichtensendungen, und Hall versteckte Nachrichten hinter einem losen Ziegelstein. Die Gestapo bezeichnete sie als „gefährlichste aller alliierten Spione“ und verteilte Steckbriefe auf der Suche nach der „hinkenden Frau“. Hall floh über die Pyrenäen nach Spanien, was sie an ihre körperlichen Grenzen brachte.

 

 
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Da das britische SOE sie nicht nach Frankreich zurückschicken wollte, meldete sich Hall beim US Office of Strategic Service (OSS). 1944 kehrte sie, verkleidet als 60-jährige Bäuerin, nach Frankreich zurück, um weitere Sabotageaktionen gegen die deutschen Streitkräfte zu organisieren. Ihr Team entgleiste Güterzüge, sprengte Brücken und tötete oder nahm zahlreiche Nazis gefangen.

Nach dem Krieg erhielt Hall als einzige Frau das ‚Distinguished Service Cross‘, eine der höchsten militärischen Auszeichnungen der USA für Tapferkeit im Kampf. Bis zu ihrer Pensionierung im Alter von 60 Jahren arbeitete sie weiter für die CIA. Hall starb 1982, und selbst ihre engsten Familienangehörigen wussten nicht vom vollen Ausmaß ihrer waghalsigen Taten während ihrer Spionagezeit. Für Nazi-Deutschland sollte sie stets die unbekannte ‚humpelnde Frau‘ bleiben.

 

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