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1865 wurde der Sklavenhandel in den Vereinigten Staaten von Amerika offiziell beendet. Die Narben dieses grausamen Teils der amerikanischen Geschichte sind jedoch bis heute noch spürbar. Dabei begann der transatlantische Sklavenhandel bereits, bevor der amerikanische Kontinent überhaupt entdeckt wurde.

 

Frühe Sklaverei

 

Die Amerikaner sind nicht die Erfinder des Sklaven-Systems. Tatsächlich begann bereits im Jahr 1441 die Verschleppung und Unterwerfung von Afrikanern. Portugiesische Schiffe nahmen nordafrikanische Berber sowie Menschen aus Zentralafrika gefangen und brachten sie in den Süden Portugals, um dort Arbeit zu verrichten.

Ein Jahrhundert später entwickelte sich daraus ein koordiniertes und organisiertes Handelsnetz, als die europäischen Seemächte Arbeitskräfte zur Bewirtschaftung ihrer neuen Kolonien benötigten.

 

Entdeckung der Neuen Welt

 

Als schließlich 1491 der amerikanische Kontinent entdeckt wurde, war das System der Sklaverei keinesfalls eine neue Erfindung. Allerdings wurde mit der Besiedlung der sogenannten Neuen Welt das Ausmaß auf ein neues Level gehoben. Die indianische Bevölkerung, die Ureinwohner Nordamerikas, wurden von den ankommenden Europäern im großen Stil versklavt und zu schwerster körperlicher Arbeit gezwungen. Die harte Arbeit in Kombination mit unhygienischen Lebensbedingungen führte dazu, dass Krankheiten wie Typhus und Masern ausbrachen und zahlreiche Opfer forderten.

Keine zehn Jahre nach der Entdeckung Amerikas erteilte daher der spanische König den Siedlern die Erlaubnis, sich neue Arbeitskräfte zu organisieren. Schnell entwickelte sich daraus ein reger Handel mit Menschen, der sich als lukrativer und wichtiger Wirtschaftszweig in den europäischen Kolonien, den Inseln in Süd- und Mittelamerika sowie in der Karibik etablierte.

 

Ware gegen Mensch: Das System

 

Über die Jahre hinweg entstand so ein System, um konstanten Nachschub an Sklaven zu sichern. Die großen europäischen Mächte fuhren mit voll beladenen Schiffen die westafrikanischen Küsten an. Dort tauschten sie ihre Waren wie Waffen, Textilien, Pferde, Alkohol, Tabak oder Zucker mit den dortigen Stammesführern gegen Sklaven.

Die Schiffe wurden also abgeladen, mit Menschen befüllt und setzten Segel in Richtung Amerika. Dort wurden die Sklaven wiederum zu hohen Preisen verkauft oder gegen neue Waren wie Kaffee, Baumwolle und Gewürze eingetauscht. Die Schiffe kehrten nach Europa zurück und der Kreislauf begann von vorne.

Dieses System hielt sich fast 400 Jahre lang und sorgte dafür, dass etwa zehn bis zwölf Millionen Sklaven nach Amerika kamen. Diese Zahl spiegelt jedoch wahrscheinlich nur die offiziell verschifften Menschen wieder. Die Dunkelziffer wird auf bis zu 40 Millionen verschleppte Sklaven geschätzt.

 

Willkommen in Amerika

 

Bereits die Überfahrt von Westafrika nach Amerika stellte eine furchtbare und menschenunwürdige Tortur für die Sklaven dar. Die Schiffe wurden oftmals buchstäblich bis unter das Deck gestapelt. Die Menschen waren angekettet, lagen in ihren eigenen Exkrementen und bekamen weder ausreichend zu essen noch zu trinken. Viele wurden während der langwierigen Überfahrt krank und aufgrund der hohen Ansteckungsgefahr von den Schiffsleuten oft einfach über Bord geworfen.

Wer die harte Schiffsfahrt überlebte, steuerte in Amerika auf ein ungewisses Leben zu. In den Hafenstädten des Landes wurden die Sklaven den Käufern präsentiert. Damit die Strapazen der Schiffsreise jedoch nicht zu ersichtlich wurden, wurden ihnen vorab Haare und Bart gestutzt. Wunden und andere Makel wurden übermalt, damit die Käufer nicht dachten, ihr potentieller neuer Sklave sei schwach und nicht arbeitsfähig.

 

Arbeit auf den Plantagen

 

Es gab drei große Arbeitsbereiche, in denen Sklaven primär eingesetzt wurden: Landwirtschaft, der Haushalt und der Bergbau. Die Arbeit auf den Baumwoll- und Zuckerrohrplantagen stellte dabei oftmals die härteste Form der Versklavung dar, generell waren die Lebensbedingungen jedoch stark von dem Ort und dem Herren der Sklaven abhängig.

Dabei stand Gewalt oft auf der Tagesordnung. Bestrafung durch Auspeitschen, Fesseln oder Markieren mit einem Brenneisen waren üblich und das Vorenthalten von Nahrung sowie die harte körperliche Arbeit führten zur kompletten Erschöpfung der Sklaven. Auch entschied ihr sogenannter Besitzer darüber, ob sie eine Beziehung eingehen durften.

 

Ende der Sklaverei

 

Der Sklavenhandel war in den Südstaaten der USA weit verbreitet, wohingegen in vielen nördlichen Staaten die Sklaverei gesetzlich bereits vor Ende des Unabhängigkeitskriegs abgeschafft wurde. 1860 wird Abraham Lincoln, ein Gegner des Sklavenhandels, zum 16. Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt. Als Reaktion darauf treten zahlreiche südliche Staaten aus der gemeinsamen Union aus und gründen die sogenannten Konföderierten Staaten von Amerika. In ihrer Verfassung wird zwar der Sklavenhandel verboten, nicht jedoch die Haltung von Sklaven.

Ein Jahr später gipfeln die Spannungen zwischen den Nord- und Südstaaten in dem Sezessionskrieg, dem amerikanischen Bürgerkrieg. Vier Jahre lang halten die militärischen Konflikte an, bis letztendlich die Südstaaten schrittweise wieder in die Union der Vereinigten Staaten eingegliedert werden.

Am 31. Januar 1865 wird schließlich der 13. Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten vom Kongress verabschiedet. Fünf Monate später endet der Bürgerkrieg offiziell und mit dem am 18. Dezember 1865 ratifizierten Zusatzartikel wird die Sklaverei auf dem gesamten Gebiet der USA endgültig abgeschafft.

 
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