Rätsel um Roswell – Episode 5 bis 7
In den Annalen der amerikanischen UFO-Geschichte haben nur wenige Vorfälle so viel Faszination und Spekulation ausgelöst wie jener in Roswell, New Mexico.
Im Sommer 1947, zu Beginn des Kalten Kriegs, entdeckte der Rancher WW „Mac“ Brazel auf seiner Schafweide außerhalb von Roswell, New Mexico, seltsame Trümmer – der Anfang des Mysteriums von Roswell.
Der Roswell-UFO-Vorfall
Im Sommer 1947, zu Beginn des Kalten Kriegs, entdeckte der Rancher WW „Mac“ Brazel auf seiner Schafweide etwa 120 Kilometer außerhalb von Roswell, New Mexico, seltsame Trümmer: unzählige Metallstücke, die mit Klebeband zusammengehalten wurden; Stücke von Kunststoff- und Folienreflektoren; und Reste eines schweren, glänzenden, papierähnlichen Materials. In dem Sommer waren bereits mehrere Geschichten über „fliegende Scheiben“ und „fliegende Untertassen“ in der nationalen Presse erschienen, was Brazel zu der Annahme veranlasste, dass das Wrack etwas damit zu tun haben müsse.
Brazel brachte daraufhin manche Trümmer zu Roswells Sheriff George Wilcox. Dieser informierte wiederum General William Blanchard, den kommandierenden Offizier des „Roswell Army Air Field“ (RAAF). Soldaten sammelten das mysteriöse Wrack auf und entfernten es mit gepanzerten Trucks. Am nächsten Tag brachte RAAF eine Erklärung heraus, in dem von dem Absturz einer „fliegenden Scheibe“ die Rede war. Sie solle nun untersucht werden.
Am 8. Juli titelte die Zeitung „Roswell Daily Record mit der Headline „RAAF findet fliegende Untertasse auf Ranch in der Region Roswell“. Aber war es wahr? Am 9. Juli stellte ein Beauftragter des Luftwaffenstützpunktes klar: Die angebliche „fliegende Untertasse“ sei doch nur ein abgestürzter Wetterballon. Jedem, der die Trümmer (oder die Zeitungsfotos davon) gesehen hatte, war klar, dass es sich bei diesem Ding um keinen Wetterballon handeln konnte. Einige Leute glaubten - und glauben immer noch -, dass das verunglückte Flugobjekt nicht mal von dieser Erde gekommen war. Sie argumentierten, dass die Trümmer auf Brazels Weide von einem außerirdischen Raumschiff stammen mussten.
Dummy-Abstürze und UFOs
Diese Skeptiker fühlten sich in den 1950er-Jahren in ihrer Meinung bestätigt, als die Luftwaffe eine Reihe geheimer „Dummy-Abstürze“ über Luftwaffenstützpunkten, Teststrecken und nicht bewirtschafteten Feldern in ganz New Mexico durchführte. Diese Experimente, mit denen Piloten testen sollten, wie sie Stürze aus großer Höhe überleben können, warfen gesichtslose Dummies mit Latex-„Haut“ und Aluminium-„Knochen“ – ab. Einheimische waren davon überzeugt, dass es sich bei ben Dummies tatsächlich um außerirdische Kreaturen handelte, die von Regierungswissenschaftlern entführt wurden, um mit ihnen Experimente durchzuführen. Unterstützt wurden sie in ihrem Glauben durch das Militär, das diese vermeintlichen „Leichen“ schnellstmöglich von den Absturzstellen abtransportierte.
Roswell und das mysteriöse „Project Mogul“
Es stellte sich heraus, dass das Militär mehr über Brazels „fliegende Untertasse“ wusste, als es verriet. Seit dem Zweiten Weltkrieg arbeitete eine Gruppe von Geophysikern und Ozeanographen von der Columbia University, der New York University und der „Woods Hole Oceanographic Institution“ an einem streng geheimen nuklearen Spionageprojekt auf dem „Alamogordo Air Field“ in New Mexico, das sie „Project Mogul“ nannten. Das Projekt verwendete robuste Ballons und entsandte sie in große Höhen, um niederfrequente Schallsensoren in die Tropopause zu transportieren. In diesem Teil der Atmosphäre, in der Höhe von etwa 6 bis 16 Kilometern über der Erde, können Schallwellen ungestört Tausende von Kilometern überwinden, ähnlich wie unter der Meeresoberfläche. Die Wissenschaftler glaubten, wenn sie Mikrofone in diesen Schallkanal schicken würden, könnten sie Atomtests in der Sowjetunion belauschen.
Nach Angaben des US-Militärs gehörten die Trümmer auf Brazels Weide in Wirklichkeit zu „Project Mogul“. Es waren die Überreste einer 210 Meter langen Reihe an Neopren-Ballons, Radarreflektoren und einer Schallausrüstung, die die Wissenschaftler im Juni von der Alamogordo-Basis aus gestartet hatten und die offenbar Anfang Juli 1947 abgestürzt war. Das Projekt hatte eine so hohe Sicherheitsfreigabe, dass niemand auf dem „Roswell Army Air Field“ wusste, dass es existierte. Deshalb hatten die dort stationierten Soldaten keine Ahnung, was sie mit den Objekten anfangen sollten, die Brazel gefunden hatte.
Tatsächlich waren einige Offiziere der Basis besorgt, dass das Wrack von einem russischen Spionageflugzeug oder Satelliten stammt - Informationen, die sie verständlicherweise nur ungern mit der Öffentlichkeit teilen wollten.
Die Geschichte des „Wetterballons“, so kurios sie auch war, war die einfachste und plausibelste Erklärung, die das Militär auf die Schnelle finden konnte.
Das Team von „Project Mogul“ erfand eine Reihe von High-Tech-Materialien für seine Ballons und andere Geräte, darunter ultraleichte und ultrastarke Metalle, Glasfaserkabel und feuerfeste Stoffe. Das ist einer der Gründe, warum einige Leute, die die Trümmer von Roswell sahen, dachten, sie kämen aus dem Weltraum: Sie sahen nicht so aus und verhielten sich nicht so wie alles, was sie jemals zuvor gesehen hatten. Viele dieser Materialien werden heute noch verwendet.
Roswell und „fliegende Untertassen“ heute
Heute glauben viele Menschen weiterhin, dass die Regierung und das Militär die Wahrheit über außerirdische Aktivitäten in und um Roswell vertuschen. 1994 deklassierte das Pentagon die meisten seiner Akten über das Project Mogul und die Dummy-Abstürze. Das „General Accounting Office“ des Bundes erstellte einen Bericht („Bericht der Luftwaffenforschung über den Roswell-Vorfall“), um die Gerüchte endlich zu beenden. Trotzdem gibt es immer noch Menschen, die sich der UFO-Theorie anschließen.
Mehr als 70 Jahre später bleibt der Vorfall ein bestimmender Aspekt der Identität des gesamten Gebiets: Die Stadt Roswell verfügt über ein UFO-Museum, ein Forschungszentrum, einen von fliegenden Untertassen inspirierten McDonald's, Straßenlaternen mit Alien-Motiven und sogar eine „außerirdische Familie“, die auf der State Route 285 mit ihrem UFO gestrandet ist und nach einer Starthilfe sucht.
Hunderttausende von Neugierigen besuchen noch heute jedes Jahr Roswell, um die Absturzstelle mit ihren eigenen Augen zu sehen, in der Hoffnung, die Wahrheit für sich selbst herauszufinden.