Zeitzeugen

Ernest Gross – Der Befreite

Ernest Gross wird 1929 in Turt/Rumänien als orthodoxer Jude geboren. Er wächst nahe den heutigen Ländergrenzen zu Ungarn und zur Ukraine mit acht Geschwistern auf, von denen zwei jedoch bereits als Kinder sterben. Seine Mutter ist Sprachlehrerin, sein Vater arbeitet als Verkäufer.

Als Ernest 15 Jahre alt ist, werden er und seine Familie in ein ungarisches Ghetto deportiert. Drei Wochen später befinden sie sich auf dem Weg nach Auschwitz, wo er seine Eltern und zwei jüngere Geschwister verliert. Der zu diesem Zeitpunkt 15-jährige Ernest entkommt diesem Schicksal durch eine Lüge. Er erzählt den Wärtern, dass er bereits 17 sei und wird in ein Arbeitslager gebracht. Nach einem Jahr harter körperlicher Arbeit ist der mittlerweile 16-Jährige am Ende seiner Kräfte und wird nach Dachau deportiert. Aufgrund heftiger Bombardierung durch die Amerikaner verzögert sich der Transport und die Häftlinge erreichen einen Tag später als geplant das Konzentrationslager. Ernest ist sich sicher, dass dieser Tag, der 29. April 1945, der letzte seines Lebens sei, als die deutschen Soldaten plötzlich ihre Waffen fallen lassen und fliehen. Amerikanische Truppen sind in das Lager eingedrungen und befreien die Gefangenen. Neben Ernest überleben zwei seiner Brüder und eine weitere Schwester den Holocaust.

1947 emigriert Ernest Gross in die USA. Heute lebt er in Philadelphia, war zweimal verheiratet, hat drei Söhne und ist mit einem seiner amerikanischen Befreier, Donald Greenbaum, eng befreundet. Gemeinsam besuchen sie Schulen, Kirchen, Synagogen und andere Institutionen, in denen sie von ihren Erlebnissen berichten.