"Dialog ist alles, Dialog zerstört Stereotype. Man kann Menschen nicht nur vorwerfen, falsch zu denken, man muss mit ihnen sprechen und eine Brücke bauen." - Christian Berkel
Lodz & Chelmno, Polen
Der Holocaust gilt als einzigartiges Verbrechen, als Zäsur unserer Zivilisation. Nach den Todesfabriken der Nazis schien ein gemeinsames Menschsein für immer in Frage gestellt.Der Ausdruck „Nie wieder“, den Überlebende des Konzentrationslagers Buchenwald bereits bei der Befreiung 1945 verwendet haben, war Gebet, Versprechen und Schwur zugleich. Die Lehren aus der Geschichte wurden zur Basis einer friedlicheren Nachkriegsordnung. Doch was durch Menschenhand geschehen ist, kann jederzeit wieder passieren. Nur wenn man sich dieser Tatsache bewusst ist, bleibt das „Nie wieder“ keine leere Worthülse.
Christian Berkel begibt sich für "Guardians of Heritage - Hüter der Geschichte" auf eine Spurensuche nach dem zerstörten jüdischen Lebens in Lodz.
Lodz & Chelmno
Christian Berkel reist nach Lodz, um die Geschichte des zerstörten jüdischen Lebens in der ehemaligen Industriestadt im Zentrum Polens zu erforschen. Dort besuchte er das Stadtarchiv, den historischen jüdischen Friedhof und das ehemalige Ghetto Litzmannstadt.
Seine Reise führte ihn zudem in das ehemalige Vernichtungslager Chełmno (dt. Kulmhof), wo er der rund 250.000 Juden gedachte, die dort ermordet wurden.
In Polen traf Christian Berkel zwei Persönlichkeiten, die sich der Aufarbeitung der Geschehnisse widmen und die jüdische Kultur zu erhalten versuchen: Joanna Podolska-Plocka, die Direktorin des „Marek Edelman Dialog Zentrums“, sowie Milena Wicepolska, eine auf jüdische Geschichte spezialisierte Stadtführerin.
Die Hüter
Milena Wicepolska
Milena Wicepolska ist eine auf jüdische Geschichte spezialisierte Stadtführerin und Ahnenforscherin in Lodz. Sie ist Gründerin der Initiative „Bridges“ auf dem Jüdischen Friedhof von Lodz. Jeden Monat organisiert sie über Facebook eine Gruppe (nicht-jüdischer) Freiwilliger, die dann gemeinsam die dortigen Gräber davor bewahren, bis zur Unkenntlichkeit zuzuwachsen.
Joanna Podolska-Płocka
Joanna Podolska-Płocka ist Direktorin des „Marek Edelman Dialog Zentrums“, eines öffentlichen Kulturinstituts und Bildungszentrums, das auf der Basis der multikulturellen und multiethnischen Vergangenheit von Lodz geschaffen wurde, um die Geschichte und ihren Einfluss auf das heutige Leben zu diskutieren.
Ein Schwerpunkt der Institution, die das historische Erbe von Lodz bewahrt, stellt die jüdische Kultur, ihre Geschichte und polnisch-jüdische Beziehungen dar. Namensgeber des Zentrums ist Marek Edelman, während des Zweiten Weltkrieges einer der Gründer der jüdischen Kampforganisation im Warschauer Ghetto und später der Anführer des Ghettoaufstandes. Nach dem Krieg lebte Edelman in Lodz.