„Kultur bietet Platz, um gemeinsame Räume zu erleben und zu entwickeln. Wir können nicht von anderen erwarten, was wir selbst nicht wissen.“ - Esther Schweins
Berlin & München, Deutschland
Esther Schweins lernt in Berlin das Museumsprojekt "Multaka" kennen. Jeden Mittwoch führen Geflüchtete aus Syrien und dem Irak andere Geflüchtete durch verschiedene Berliner Museen um ihnen zu helfen, kulturelle und soziale Anknüpfungspunkte zu finden. Esther Schweins: „Das Projekt der jungen Syrer und Iraker in Berlin hat mich sehr beeindruckt. Sie leisten mit ihrer Arbeit einen wertvollen Beitrag, um Kultur und ihre Bedeutung zu vermitteln.“
Christian Ude und Charlotte Knobloch drehten in München im jüdischen Gemeindezentrum nahe dem Marienplatz. Dort gingen sie gemeinsam der tragischen Geschichte und positiven Entwicklung der Gemeinde auf den Grund. „Dies ist kein rückwärtsgewandter Gedenkort, aber auch keiner der Verdrängung. Es ist ein Zentrum geworden – für die Juden in München und ihre Gäste aus aller Welt. Aber es ist auch ein kulturelles Zentrum und ein Forum des Dialogs für alle anderen Gruppen der Gesellschaft“, so Christian Ude.
Für „Guardians of Heritage – Hüter der Geschichte“ traf Hannes Jaenicke am Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin auf Dr. Ulrich Baumann, wissenschaftlicher Mitarbeiter der gleichnamigen Stiftung. Baumann: „Wer nicht über seine Geschichte sprechen will, wird sie immer mit sich schleppen und wird nicht produktiv mit ihr umgehen können“.
MUSEUMSPROJEKT "MULTAKA"
Jeden Mittwochnachmittag führen Geflüchtete aus Syrien und dem Irak andere Geflüchtete durch verschiedene Berliner Museen.Das Projekt soll den Austausch verschiedener Kulturen fördern. „Multaka“ bedeutet auf Arabisch Treffpunkt.
Das Projekt soll Geflüchtetenden Zugang zum Museum erleichtern und ihnen dabei helfen, kulturelle und soziale Anknüpfungspunkte zu finden. Hierfür wurden knapp 30 Geflüchtete aus Syrien und dem Irak zu Museums-Guides ausgebildet, um anschließend anderen Geflüchteten verschiedene Kulturen in ihrer gemeinsamen Muttersprache näher zu bringen und auf die Frage einzugehen, warum es von so hoher Wichtigkeit ist, Kultur zu bewahren.
Immer wieder finden sie dabei Verknüpfungspunkte zwischen den Historien der Herkunftsländer und dem Aufnahmeland Deutschland. So gehen die Guides beispielsweise darauf ein, wie die Deutschen das Land nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufbauten, und schaffen so eine Verbindungslinie insbesondere zur jüngsten syrischen Geschichte.
Hier geht es zum Interview mit der Museums-Führerin Zoya Masoud
JÜDISCHES ZENTRUM MÜNCHEN
Das 2006 eröffnete Gemeindezentrum der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern befindet sich am Sankt-Jakobs-Platz. Es setzt sich zusammen aus der Synagoge Ohel Jakob, einem jüdisches Museum sowie einem Kultur- und Gemeindehaus mit einer Schule, einem Kindergarten sowie einem Jugendzentrum und koscheren Restaurant.
Namensgeber der Ohel Jakob Synagoge ist die gleichnamige in der Pogromnacht 1938 zerstörte orthodoxe Synagoge, die sich in der Herzog-Rudolf-Straße befand. Der Sockel der Synagoge ist der Jerusalemer Klagemauer nachempfunden.
Gemeindezentrum und Synagoge sind über einen Gang unterirdisch miteinander verbunden. In dem sogenannten „Gang der Erinnerung“, sind auf 32 Metern Länge 4.500 im NS-Regime ermordete Münchner Juden namentlich verewigt.
Die Hüter
Dr. h. c. Charlotte Knobloch
Seit nunmehr 32 Jahren ist Dr. h. c. Charlotte Knobloch Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern. Zudem leitete sie als Präsidentin von 2006 bis 2010 die Geschicke des Zentralrats der Juden in Deutschland.
Es ist zu großen Teilen Charlotte Knobloch zu verdanken, dass die jüdische Gemeinde Münchens einen Aufschwung erlebte. Durch ihren Einsatz für ein jüdisches Zentrum am St.-Jakobs-Platz ist die jüdische Gemeinde in das Herz der Stadt zurückgekehrt und seitdem stetig gewachsen.
Christian Ude
Christian Ude (SPD) war von 1993 bis 2014 Oberbürgermeister der Stadt München. Während seiner Amtszeit machte er die Vision Charlotte Knoblochs von einem neuen jüdischen Zentrum in der Landeshauptstadt zur Chefsache.
Die Rückkehr jüdischen Lebens in das Herz der ehemaligen „Hauptstadt der Bewegung“, wie Adolf Hitler München nannte, ist für ihn die wichtigste Errungenschaft seiner Laufbahn.
Denkmal für die ermordeten Juden Europas
Für „Guardians of Heritage – Hüter der Geschichte“ traf Hannes Jaenicke am Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin auf Dr. Ulrich Baumann, wissenschaftlicher Mitarbeiter der gleichnamigen Stiftung. Baumann: „Wer nicht über seine Geschichte sprechen will, wird sie immer mit sich schleppen und wird nicht produktiv mit ihr umgehen können“.
Das 2005 eröffnete Holocaust-Mahnmal in Berlin ist ein Ort der Erinnerung an die rund sechs Millionen Juden, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden. Das von Peter Eisenman entworfene Mahnmal, welches aus 2711 Beton-Stelen besteht, befindet sich auf einer 19.000 m2 großen Fläche nahe dem Brandenburger Tor. Ergänzt wird es durch den „Ort der Information“, eine Ausstellung, die unter dem Bauwerk liegt und anhand verschiedener Themenräume den Holocaust dokumentiert.
Die Hüter
Dr. Ulrich Baumann
Als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Stiftung „Denkmal für die ermordeten Juden Europas“ und Projektleiter der Ausstellung „Was damals Recht war“, ist Dr. Ulrich Baumann aktiv an der Aufarbeitung des Holocaust sowie am Erhalt jüdischer Kultur beteiligt.