Seattle (USA) & Vancouver (Kanada)

Ulrike Folkerts besuchte an der Pazifikküste des US-Bundestaates Washington nahe Seattle die Heimat der Quinault-Indianer, eine Region, die aufgrund des Klimawandels zunehmend bedroht ist. Die Schauspielerin traf dort Tyson Johnston, den Vizepräsidenten der Quinault, der sich für den Erhaltseines Stammes einsetzt: „Wir spüren hier die Folgen des Klimawandels unmittelbar. Während andere über die Theorie des Klimawandels sprechen,müssen wir jeden Tag damit umgehen. Unsere Geschichte zu erzählen, ist sehr wichtig und Teil eines Heilungsprozesses. Indem wir uns mit den Problemendes Klimawandels auseinandersetzen und das, was in der Vergangenheit geschehen ist, zur Sprache bringen, können wir aus Fehlern lernen“.


Reservat der Quinault

Die Quinault-Indianer sind ein indianischer Stamm mit rund 2.500 Angehörigen, deren angestammter Lebensraum sich entlang der Pazifikküste im Westen des US-Bundesstaates Washington erstreckt.

Sie sind die ersten amerikanischen Klimaflüchtlinge. Durch den Klimawandel verschwinden Gletscher, die die angestammten Flüsse ihres Territoriums speisen, Fischarten, auf die die Quinault wirtschaftlich angewiesen sind, ziehen sich aus den Flüssen zurück, was nicht nur finanzielle, sondern auch drastische Folgen für ihre traditionelle Lebensweise hat. Zudem droht dersteigende Meeresspiegel, kulturelle Stätten des Stammes zu zerstören.


Residential Schools

Die auf französischsprachige, katholische Missionarsschulen zurückgehenden Residential Schools in Kanada wurden von 1876 bis 1996 betrieben. Die bis zu 3.000 internatsähnlichen Einrichtungen wurden ausschließlich von Kinder kanadischer Ureinwohner zwangsbesucht. Ziel der Schulen war es, die Kinder in die vermeintlich überlegene kanadische Kultur einzugliedern.

Dazu wurden die Schüler von ihren Familien isoliert und von ihren kulturellen Ursprüngen abgeschottet - die Bewahrung ihrer kulturellen Wurzeln war nicht vorgesehen. Ihre Muttersprache durften die Kinder nicht sprechen. Die Unterrichtssprachen Englisch und Französisch beherrschten die meisten der Kinder nur lückenhaft.

Der Großteil der Schüler beschreibt die Erfahrungen auf den Residential Schools als negativ. Viele von ihnen wurden Opfer von psychischen und physischen Übergriffen, unter denen sie noch heute leiden. Die Schulen waren überfüllt und die Kinder stets unter- und mangelernährt - viele Kinder starben an den Folgen dieser Lebensumstände. Erst im Jahre 2008 entschuldigte sich der kanadische Staat offiziell bei den Betroffenen.

In Campbell River/Kanada führte Chief Dr. Robert Joseph, ein über achtzigjähriger First Nation Häuptling und Überlebender einer Residential School, Ulrike Folkerts durch das Museum at Campbell River, das die Geschichte der First Nations vermittelt. Folkerts: „Elf Jahre lang wurde Chief Joseph in den Residential Schools systematisch erniedrigt, geschlagen und misshandelt. Erklärtes Ziel der Kanadier war es, den Ureinwohnern das „Indianersein“ auszuprügeln.

Eine unvorstellbare Tortur, die über 150.000 Kinder vom Ende des 19. Jahrhunderts bis in die neunziger Jahre des letzten Jahrhundertsdurchleben mussten. Tausende kamen dabei ums Leben. Die Folgen der Politik dieser sozialen Marginalisierung und sexuellen Ausbeutung sind bisheute in den Familien spürbar und spalten die kanadische Gesellschaft. Doch Chief Joseph ist, trotz aller Schmerzen, die ihm und seinem Volk angetanwurden, nicht nachtragend. Ganz im Gegenteil: Er ist ein Botschafter des Friedens und der Versöhnung, der durch das ganze Land reist, um die Wundenzu heilen. Sein Motto lautet „Namwayut“. Was so viel bedeutet wie: Wir sind alle eins. Wir sind alle Menschen mit einer gemeinsamen Geschichte“.


Die Hüter

Chief Dr. Robert Joseph

Chief Dr. Robert Joseph wurde 1939 geboren und wuchs im Gebiet von Alert Bay in British Columbia/Kanada auf. Nach seinem siebten Geburtstag ist er auf die St. Michael's Schule geschickt worden, eine Indian Residential School, an der er elf Jahre lang physische, sexuelle und emotionale Übergriffe und Isolation überstehen musste. Heute widmet er sein Leben dem Kampf gegen Intoleranz und Rassismus. Er gründete 2012 „Reconciliation Canada“, eine Gemeinschaft, die sich aktiv für den multikulturellen Frieden einsetzt.