PR, HISTORY/ Getty, Bilan: Napola Ballenstedt, Sinnbild für Nazi-Ideologie und SED-Regime
Wigald und Fritz verschlägt es mitten in den Wald nach Thüringen, an einen Ort, von dem einige Anwohner behaupten, dass es dort spuke: die ehemalige Sophienheilstätte bei Bad Berka.
Anfang des 19. Jahrhunderts errichtet, in einer Zeit, in der jährlich 180.000 Menschen in Deutschland an Tuberkulose starben, diente die Lungenfachklinik als Kureinrichtung für Tuberkulose-Infizierte.
Die tödliche Krankheit ist den Menschen seit der Antike bekannt. Schwindsucht, Phthisis, Weiße Pest oder Weißer Tod wurde sie genannt und galt bis weit in das 20 Jahrhundert als unheilbar. In Künstlerkreisen wurde sie jedoch auch die „romantische Krankheit“ genannt. Es schien eine besondere Beziehung zwischen Kreativität und Tuberkulose zu bestehen. Ganze Opern wie La Traviata und La Bohème oder auch Thomas Manns Zauberberg erzählen von Tuberkulosekranken. Die Behandlungsmethoden der damaligen Zeit muten aus heutiger Sicht skurril an: Jahrzehnte vor der Entdeckung von Antibiotika und Röntgenstrahlung waren Waldspaziergänge, Atemübungen und Gartenarbeit die einzigen lindernden Mittel gegen die Volkskrankheit. Seit Anfang der 1990er-Jahre steht das Gebäude leer.
Die beiden Geschichtsjäger begegnen dem Zeitzeuge Klaus Lutterberg. Dieser war von 1966 bis zur Schließung 1992 Tuberkulosefachmann in der Sophienheilstätte. Gemeinsam mit den Geschichtsjägern begibt er sich noch einmal an seine alte Wirkungsstätte und erzählt den Hobbyforschern von den Behandlungsmethoden und der Rolle, die die Klinik in der DDR spielte.
Klaus Lutterberg: Der heute längst pensionierte Tuberkulosefachmann arbeitete bis in die 1990er-Jahre in der Sophienheilstätte in Bad Berka. Er kann sich noch genau an den Tag erinnern, an dem er im Jahr 1966 als junger Assistenzarzt die Klinik das erste Mal betrat. Aufgeregt und stolz war er, einen Job in der berühmten Sophienheilstätte bekommen zu haben. Heute lebt Lutterberg noch immer in Bad Berka, die ehemalige Klinik besucht er aber nur noch selten. Zu traurig macht ihn der Anblick der verlassenen Gebäude, die immer weiter verfallen. Trotzdem ist er froh, hier den Großteil seiner Berufsjahre verbracht zu haben. Ab 1990 war er für 16 Jahre Bürgermeister von Bad Berka.