PR, HISTORY/ Getty, Bilan: Napola Ballenstedt, Sinnbild für Nazi-Ideologie und SED-Regime

Die ehemalige Stasi-Haftanstalt in Berlin-Hohenschönhausen

In der fünften Episode begeben sich Wigald und Fritz an einen Ort, dessen unmenschliche Geschichte erst seit der Wende ans Licht gekommen ist: die ehemalige Stasi-Haftanstalt in Berlin-Hohenschönhausen.

Heute eine Gedenkstätte, wurde das Gelände am Rande Berlins seit den 1950er-Jahren von der Staatssicherheit, dem DDR-Geheimdienst, genutzt, um mutmaßliche Systemfeinde festzuhalten, einzukerkern und zu foltern.

Bei ihren Nachforschungen treffen die Geschichtsjäger Wigald und Fritz auf die Zeitzeugen Arno Drefke und Dr. Jörg Kürschner, die für mehrere Monate unter unwürdigen Bedingungen einsitzen mussten. Zusammen streifen sie durch die Anlage, besichtigen die Zellen der ehemaligen Gefangenen und erfahren in Gesprächen deren persönliches Schicksal. Die vermeintlich öffentliche Zugänglichkeit des Ortes ist jedoch nur die halbe Wahrheit: Noch immer gibt es Bereiche in der Anlage, die niemand betreten darf und die der Öffentlichkeit bisher vorenthalten wurden: so zum Beispiel die Großküche und Wäscherei sowie der Wellness-Bereich der Wärter, die den Zuschauern erstmals von Wigald und Fritz präsentiert werden.

Die Zeitzeugen

Dr. Jörg Kürschner wurde im Jahr 1979 am Grenzübergang Herleshausen/Wartha wegen des Verdachts der Staatsfeindlichen Hetze festgenommen. Ihm wurde – berechtigterweise – vorgeworfen, mehrfach Literatur in die DDR eingeführt und weitergegeben zu haben. In Hohenschönhausen wurde Kürschner sechs Monate lang verhört. Im Juli 1980 verurteilte ihn das Bezirksgericht Gera wegen „staatsfeindlicher Hetze“ zu fünf Jahren und acht Monaten Gefängnis. 1981 konnte er von der Bundesregierung freigekauft werden. Seit 2002 führt Kürschner Besuchergruppen durch die ehemalige Haftanstalt.

Arno Drefke: Er war erst 19 Jahre alt, als er 1953 nach Hohenschönhausen kam und hier vier Monate im Kellergefängnis in Isolationshaft saß. Die Gründe für seine Verhaftung waren aus der Luft gegriffen. Man unterstellte ihm Spionage und den Plan, den 3. Weltkrieg anzetteln zu wollen. In Wahrheit war er nur als Kurierfahrer für den antikommunistisch ausgerichteten Bund deutscher Jugend tätig, der 1953 verboten wurde. Bei einer der Kurierfahrten wurde Arno Drefke verraten und nach Hohenschönhausen verschleppt. Er wurde wegen „Spionage“ und „Verbindung zu West-Berliner Dienststellen“ zu lebenslanger Haft verurteilt, kam nach zehn Jahren jedoch frei. Seit 2006 führt er Besuchergruppen durch die Gedenkstätte.

Bildergalerie

Ein Blick hinter die Kulissen im ehemaligen Stasiknast